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Die verschlafenen Perleninseln

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Nach unserer Kanalpassage und als Urlaubs-Segel-Abschluss der Zeit mit den Eltern an Bord in Panama erkunden wir den kleinen Archipel der Las Perlas Im Golf von Panama. Die Inselgruppe liegt etwa 40 Seemeilen von der Stadt und dem Ausgang des Panamakanals entfernt und bietet sich so wunderbar für eine knappe Woche Familienurlaub an Bord an. 

Mit der Sea Pearl unter der Bridge of the Americas – damit sind wir im Pazifik
O der Tanker auf Reede wohl Gold geladen hat? Bei den Preisen für Öl zumindest methaphorisch
Erstes Schwimmen im Pazifik *check*
Blick vom Ankerplatz auf Taboga Island
Schönstes Segeln Richtung Las Perlas
Delphine begleiten uns

Bevor wir dorthin segeln, ankern wir einen Nacht vor der Isla Taboga keine 8 Meilen vom Kanal entfernt. Die Insel ist ein Nacherholungsgebiet für die Großstadt und entsprechend gut mit Fähren angebunden und mit allerlei Tages-Touristen ausgestattet. Zu Zeiten des Kanalbaus war die Insel ein wichtiges Sanatorium für die vielen kranken Arbeiter der Kanalbaugesellschaft. Und hier wurde auch zum ersten Mal in großem
Stil die Gelbfieberimpfung eingesetzt, um weniger Tote während des Kanalbaus beklagen zu müssen. Für uns ist der leider etwas rollige Ankerlatz vor allem deshalb interessant, weil wir auf der anderen Seite der Reede all der Frachter und Tanker für den Panamakanal liegen und dahinter trotzdem noch die Skyline der Stadt sehen. So verarbeiten wir bei einem guten Abendessen und einem Glas Rotwein vor dieser imposanten Kulisse gemeinsam die Kanaldurchfahrt und stimmen uns nach der Aufregung auf den Urlaub ein. 

Am Tag darauf dann Sahnesegeln Richtung des ersten Ziels: Contadora. Wir haben einen offenen Am-Wind Kurs und leichten Wind. Und während wir fast ohne jede Welle dahingleiten, besucht uns eine Delfinfamilie und spielt einige Minuten mit unserem Bug. Wie wenn wir es für die Gäste an Bord bestellt hätten. Die Insel enttäuscht uns dann aber etwas. Der Ankerplatz ist zwar halbwegs geschützt und wir bekommen eine der wenigen Bojen, uns erschließt sich der Ort aber nicht. Vielleicht liegt das daran, dass die Insel beliebtes Wochenende-Quartier für die Oberschicht der nahen Metropole ist, die sich (wir ankern an einem Freitagabend dort) im zwanzig Minuten Takt mit den Privatjets einfliegen lässt – und dass wir blöderweise ganz genau in der Einflugschneise liegen. Die Flugzeuge kommen so tief, dass wir nicht nur einmal Angst um unseren Mast haben. Vielleicht liegt es neben den abweisenden Ferienwohnungen und Villen aber auch daran, dass wir aufgrund der Regenzeit und einigen vielen Schauern gar nicht an Land gehen. So geht es uns übrigens leider auch noch an einigen anderen schönen Plätzen in diesem Revier. Mit einem britischen Boot, einer Freydis, scheinen wir die einzigen Touristen im gesamten Archipel zu sein. Und das liegt eben vermutlich auch daran, dass alle anderen die Inseln früher im Jahr (wir waren dort Anfang/Mitte Juni) besuchen, also vor der Regenzeit in Panama und mit keinem oder nördlichem Wind anstatt einem südlichen wie bei uns und damit können natürlich auch andere Ankerplätze ausgewählt werden. 

Impression von der Isla Contadora
Regelmäßig kommen tropische Regenschauer runter
Die Sea Pearl vor der Isla Ampon
Beeindruckend zergliederte Landschaft
Beeindruckend zergliederte Landschaft
Beeindruckend zergliederte Landschaft
Abendstimmung vor Anker
Wir erkunden die Bucht mit dem SUP
Wir erkunden die Bucht mit dem SUP
Wir erkunden die Bucht mit dem SUP
Wir erkunden die Bucht mit dem SUP
Entspannnen
Leckeres Frühstück an ord
Die Isla Espiritu Santo
Wir müssen konzentriert navigieren, um den vielen Riffen aus dem Weg zu gehen

Uns fasziniert die Inselwelt trotzdem. Extrem stark gegliedert liegt hier eine geschützte Bucht neben der nächsten. Manchmal liegt ein kleines Fischerdorf am Ufer, selten spitzt eine Hotelanlage durch den Dschungel aber meisten sind wir einfach ganz alleine inmitten der Natur. Bei der Isla Ampon liegen wir so in einer weiten Bucht mit ganz flach auslaufenden Ufern und Mangroven am Rand. Am nächsten Tag ankern wir mittags an der Isla Espiritu Sancto in einer Art Kanal vor hochaufragender Dschungelkulisse mit einem entsprechenden Geräuschpegel und einem Sandstrand. An diesem – leider wie so oft in Panama – vermüllten Strand legen wir mit dem Dinghy an und machen uns auf den Weg zur anderen Inselseite. Dort erwartet uns wie versprochen ein perfekt sichelförmiger Strand (fast ohne Müll), rechts und links von hohen Felswänden eingefasst mit Blick raus auf den Pazifik. So ein Karibik-Klischee haben wir hier im auf der anderen Seite des Kontinents nicht erwartet. Weiter geht es mit einem Ankerplatz einsam vor einem Strand und hinter einer sich schlängelnden Durchfahrt mit einer scheinbar sehr trockenen Insel (Isla Grande). Gegenüber liegt ein Fischerdorf, die alle beim Vorbeifahren ganz lieb winken und grüßen, uns aber weder Fisch noch eine der hier namensgebenden Perlen verkaufen wollen. Abends funkeln die Lichter des Dorfes zu uns rüber und der Wind trägt die Musik der Dorfdisko bis an unseren Ankerplatz. Weiter geht das Inselhüpfen ganz zur Südspitze der Inselwelt. Dort wollen wir in einer Bucht „Cocos Point“, die toll im Hafenführer beschrieben ist, ankern. Wir machen das auch, bis sich eines der Schlauchboote aus der Marinebasis direkt an der Landspitze nähert und uns höflich aber recht bestimmt erklärt, dass wir hier nicht bleiben dürfen. Eine halbe Stunde weiter haben wir dann an einem arg rolligen Ankerplatz vor dem Fischerdorf Esmeralda wirklich schöne Begegnungen mit den Einheimischen. Das Dorf ist offensichtlich so weit weg vom Tourismus und der Coolness der Großstadt, dass wir die Attraktion der Dorfjugend sind. Wer sich traut (das wird vorher lautstark am Strand diskutiert) paddelt mit irgendetwas allein oder zu mehrerer zu uns raus und wechselt ein paar schüchterne Sätze auf (sehr Dialekt gefärbtem) Spanisch mit uns. Als wir im Tausch gegen zwei riesige Papayas ein paar Süßigkeiten anbieten, trauen sich dann immer mehr heraus. Die ersten sind nach einem „Hola“ gleich 50 Meter vor der Sea Pearl wieder umgedreht. Wir sehen aber, dass am Strand ganz artig geteilt wird und jeder einen Kaubonbon oder ein Stück Schokolade zu bekommen scheint. Es erstaunt uns schon, wie unterschiedlich die Welten der kosmopolitischen und hippen Metropole auf der einen und des kleinen, armen aber liebenswürdigen Fischerdorfes auf der anderen Seite sind. Und das nicht einmal 100 Kilometer auseinander. 

Die Isla Espiritu Santo
Sea Pearl ankert ganz alleine
Und wir finden einen kleinen Klischee-Strand auf der anderen Inselseite
Und wir finden einen kleinen Klischee-Strand auf der anderen Inselseite
Drohnenaufnahmen von unserem Ankerplatz bei der Isla Grande
Drohnenaufnahmen von unserem Ankerplatz bei der Isla Grande
Drohnenaufnahmen von unserem Ankerplatz bei der Isla Grande
Einer der (leider seltenen) saueren Strände im Archipel an der Isla Grande
Tolles Abendlicht
Einheimische Fischer am Weg
Und tolles Segeln
Das Fischerdorf Esmeralda

Zum letzten Tag im Archipel wollen wir uns in der einzige Marina etwas leisten und gut Essen gehen. Wir reservieren also einen Platz fürs Boot und einen Tisch für uns. Was wir dann aber nach der regenreichen Überfahrt erleben, ist uns so auch noch nirgends passiert. Die Marina ist leer. Kein einziges Schiff. Nichtmal irgendwo ein Beiboot oder ein Kahn. Uns wird aber nach Anruf am Funk beim Anlegen geholfen. Die Kuriositäten werden aber nicht weniger. Erst fängt der Hafenmitarbeiter an, mit uns um den Preis der Übernachtung zu feilschen, den wir ja vorher schon bei der Reservierung bestätigt hatten. Als er uns dann erklärt, dass wir für deutlich über 130 USD/Nacht leider keinen Strom fürs Boot bekommen (der wird gerade repariert) und auch keine Duschen oder Toiletten haben können geschweige den den Pool benutzen, weil das alles nur für die Eigentümer der Ferienwohnungen der Anlage aus Panama City sei, wird es uns doch etwas zu doof. Den Ausschlag zur Abreise gibt dann die Tatsache, dass der Steg, über den er ja gerade selbst gelaufen ist, leider wegen der Wartungsarbeiten an der Elektrik gesperrt ist. Wenn wir zum Abendessen gehen wollen, sollen wir doch das Beiboot nehmen und aus dem Hafen um eine Ecke der Insel zum Strand auf der anderen Seite fahren. So bleibt diese Marina scheinbar nur ein Wochenend-Parkplatz der aus Panama City einpendelnden Motorboote der betuchteren Klientel. Schade. Die Anlage sah wirklich hübsch aus. Wir genießen dafür nochmal einen wunderbar ruhigen Abend an einem kleinen/engen Ankerplatz zwischen drei Inseln ganz in der Natur. Eigentlich ist so ein Ausklang für die ruhige Zeit in den Las Perlas sowieso viel passender. Und lecker Essen gehen wir mit den Eltern am Abend darauf dann sowieso wieder im Casco Viejo in der Stadt. 

Auch bei Esmeralda erwischt uns wieder ein Regenguss
Stilleen mit Regen im Meer
An unserem letzten Ankerplatz kann Luisa mal wieder ihren Hechtsprung nach dem Frühstück machen
So ein ruhiger Ankerplatz
Der Parasailor zieht uns zurück nach Panama City
Die Skyline von Panama City unterm Parasailor
Die Sea Pearl Familien-Crew der vergangenen zwei Wochen

Der Segeltag zurück in die Marina La Playita, in der wir ja schon nach der Kanalpassage eine Nacht verbracht haben und in der wir sowohl für die anstehende Zeit in Panama City mit den Eltern (siehe letzter Blog) als auch in Vorbereitung der Passage auf die Galápagos Inseln liegen werden, ist wieder zum Genießen. Wir haben leichten Wind von hinten und können, ganz zur Freude meines Papas, den Parasailor auspacken. Unser großes rotes Riesensegel zieht uns ganz gemütlich immer näher auf die vielen Frachtschiffe vor Anker und die Skyline der Stadt zu, bevor wir entspannt in der Marina anlegen. 

Im nächsten Blogeintrag beschreibe ich unsere bisher härteste Passage von Panama auf die Galápagos und die Vorbereitungen dafür. Wie immer gibt es uns (ca 6 Wochen vor den Blogeinträgen im Moment) bei YouTube im bewegten Bild und tagesaktuell auf Instagram. Lasst es mich gerne wissen, wenn ihr andere Schwerpunkte hier im Blog haben wollt und auch sonst freue ich mich natürlich über eure Nachrichten und Kommentare. 

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