Los geht dieser besondere Abschnitt der Reise in Catania, ziemlich genau in der Mitte der sizilianischen Ostküste. Der Hafen ist als laut und etwas dreckig verschrien, wir finden aber einen guten Platz im Yachtclub ganz in der hintersten Hafenecke mit einer sauberen Anlage und moderaten Preisen und können so ganz einfach die nächsten Freunde an Bord begrüßen. Für die kommenden neun Tage begleiten uns Eva und Rike, Skilehrerkollegen vom DAV Bamberg, von Sizilien bis Sardinien, also durch das tyrrhenische Meer. Wie schon mit Luisas Vater in Korfu, sind auch die beiden am Schiff, kaum dass wir die Belegleinen festgemacht haben. Wir können so ein gutes Timing gerne zur Tradition machen 😉
Als Einstimmung auf Italien genießen wir einen opulenten Aperitiv mit allerlei kleinen Happen am Domplatz von Catania und essen anschließend an einem Straßenstand sizilianische Fischspezialitäten. Unter anderem Sardinen „Boccafica“ mit Rosinen und Pinienkernen, die als eine Art Roulade gerollt und frittiert werden. Sehr mächtig, aber ein tolles Geschmackserlebnis.
Am kommenden Morgen steht dann richtig frühes Aufstehen an, schon um halb sechs klingelt der Wecker, weil wir uns für diesen Tag den langen Weg nach Norden durch die Meerenge von Messina, also vorbei an der Zehe des italienischen Stiefels, vorgenommen haben. Um die restlichen neun Tage ohne unnötigen Zeitdruck absolvieren zu können, hat Matthias auch entschieden, gegen den Nordwind durch die Meerenge zu motoren. Was für eine giftige, steile, kurze Welle dieser aber in kurzer Zeit aufbaut und wie stark der Tunneleffekt zwischen den Bergen den Wind beschleunigt und sich noch zum Fahrtwind addiert – puh. Das haben wir wohl etwas unterschätzt. Uns allen tut die Sea Pearl richtig leid, welche Schläge durch die Wellen sie einstecken muss. Pünktlich, wie vorher ausgerechnet, genau zum Ende der mitlaufenden Strömung ist es dann aber geschafft. Die Sea Pearl hat – mit Ausnahme eines losgewickelten Steckers für die Fernbedienung der Ankerwinsch (Ankerwinsch ist der Motor, der unsere Ankerkette elektrisch aufholt oder ablässt – daraufstecken und es geht wieder) und einer dicken Salzkruste – diese Tortur gut überstanden. Wir biegen um die Ecke, schlagartig sind Wind und Welle wie ausgeschaltet, und wir können für die beiden Neuen an Bord zumindest für eine Stunde nochmal die Segel rausziehen und lassen uns entspannt nach Scilla ziehen, den Ort aus der Sage des Odysseus an dem ein Seemänner-verschlingendes Ungeheuer gehaust hat. Wir hingegen haben einen tollen Abend vor dem Ort, der sehr fotogen in den Steilhang gebaut ist, und Essen abends – wie soll es anders sein – Meeresfrüchte und Rike isst die absolute Spezialität hier, Schwertfisch. Nördlich der Straße von Messina werden diese gigantischen Fische mit besonders skurrilen Booten harpuniert. Die Fischer haben einen riesig hohen Aussichtsturm, von dem aus man die nahe der Wasseroberfläche ruhenden Fische im glatten Wasser sehen kann, und einen Ausleger, der mehr als dreimal so lang wie der eigentliche Rumpf ist und an dessen Ende der Harpunier dann über den Fisch gebracht wird… Es schmeckt auf jeden Fall.
Der kommende Tag bringt bleierne Flaute und eine deshalb kartenspielreiche Motorfahrt zum Stromboli, dem regelmäßigst aktiven Vulkan Europas. Nach einer schaukeligen und kurzen Nacht vor Anker brechen wir früh um halb fünf auf, um noch im Dunkeln bzw. Morgengrauen die regelmäßigen Ausbrüche von der anderen Inselseite vom Boot aus zu sehen. Genau gegenüber der Sciara del Fuoco, auf der manchmal glühende Gesteinsbrocken ins Meer rutschen, bestaunen wir das Spektakel. Leider ist der Stromboli zwar wirklich sehr regelmäßig auch an diesem Morgen aktiv und wir sehen ca alle 15 min eine kleine orangene Fontäne im Krater hochspringen, auf der Sciara der Fuoco rollt aber nichts ins Meer – obwohl wir gut Abstand halten ist das ja aber vielleicht auch besser so.
Weiter geht es mit gutem Wind und schneller Fahrt, vorbei an den anderen liparischen Inseln Richtung einer Bucht vor Filicudi. Eigentlich wollten wir nach der kurzen Nacht am Stromboli ruhig an einer Boje schlafen, aber die Wellen von eben dem Wind, der uns so schnell nach Filicudi gebracht hat, stehen voll in die Bucht rein. Es wird also wieder schaukelig und eher unruhig, aber auch die beiden Neuen an Bord haben sich eingegroovt und so machen wir trotzdem das Beiboot/Dinghy klar und uns auf, um den Ort oben auf der Anhöhe zu erkunden. Nach einem etwas abenteuerlichen Anlandemanöver (es ist aber jeder trocken geblieben) kaufen wir etwas Proviant nach und genießen den Abend mit einem guten Essen und sensationellem Blick auf die anderen Inseln des Archipels.
Unser letzter Stopp auf den Inseln vor Sizilien, bevor es dann mit einer Nachtfahrt nach Sardinien geht, soll die Insel Ustica sein. In dem super schönen Hafen können wir einen von nur vier Gastplätzen reservieren, legen total sicher mit Buganker an und haben den vermeintlich geschütztesten Platz im Hafen. Wir erkunden also den wirklich schönen Ort und kaufen etwas Lebensmittel für das Kochen an Bord während der Überfahrt ein. Es gibt die bei uns an Bord fast schon obligatorischen Thunfischnudeln zum Abendessen und wir wollen uns gerade endlich mal wieder ruhig und sicher in einem Hafen in die Kojen legen um Schlaf nachzuholen und für die Überfahrt vorzuschlafen. Nur leider kommt es anders. Der Wind dreht und steht jetzt genau in die Hafenbucht. Innerhalb von einer halben Stunde tanzen die Schiffe nebeneinander an der Pier bis zu einem Meter auf und ab. Die Situation wird auch nicht wirklich besser, weil auf eben dieser Pier ein komplett demoliertes Wrack liegt, das erst zwei Wochen vorher wegen genau einer solchen Wetterlage in eben diesem Hafen (vermutlich aber auch ohne einen gut haltenden Anker) an der Mole leckgeschlagen und gesunken ist. Um halb zwölf nachts entscheiden wir deshalb die Überfahrt nach Sardinien direkt zu starten und uns lieber am Weg durchschaukeln zu lassen, anstatt im Hafen auch nicht schlafen zu können und Angst um die Sea Pearl haben zu müssen.
Die erste Nacht der Überfahrt wird dann auch tatsächlich unruhig, aber der Rest der Überfahrt ist recht entspannt, Eva und Rike übernehmen in der zweiten Nacht sogar eigenverantwortlich eine Wache, und wir kommen dann ganz in der Früh in Arbatax auf Sardinien an. 183 sm, zwei Nächte auf See und alle fast besser ausgeruht als nach den schaukeligen Nächten auf den liparischen Inseln. Wir nutzen die Annehmlichkeiten der Marina, duschen lang und ausgiebig, waschen Wäsche und befreien die Sea Pearl von Salz und mal wieder Tintenfisch-Tinte am Vorschiff.
Dank diesem langen Schlag sind die restlichen Tage unserer Gäste dann wirklich Urlaub am Schiff. Wir klappern absolute Highlights der sardischen Ostküste ab. Die Cala Goloritze, eine Bucht zwischen spektakulären Felswänden, einer Felsnase genau in der Mitte und fast unnatürlich blauem Wasser davor. Oder die Isola Tavolara, ein über 200m hoher massiver Granitblock, der wie ein großer Schokoriegel einfach so vor der Küste liegt – gut nur, dass man an einer Ecke bei perfekten Wassertiefen ankern und im türkisen Wasser ums Boot schwimmen kann. Es geht uns gut! Abends liegen wir in sicheren Häfen und so vergehen die letzten Tage mit Crew an Bord wie im Flug.
Für die beiden geht es ab Olbia mit dem Flieger wieder heim und deshalb nutzen wir die luxuriöse Marina gleich am Flughafen als letzten Stopp dieser Etappe. Es ist schon krass zu sehen, wie riesig die Luxus-Motor- und Segelyachten in diesem Hafen sind. Ein Schiff hat oben am Mast wegen der Nähe zum Flughafen tatsächlich ein rotes Licht – wie man das sonst vielleicht von Windrädern kennt. Gigantisch aber doch schön anzusehen. Wobei unsere Meinungen zu „was ist denn jetzt schön“ doch deutlich auseinander gehen. Zum Abschiedsabendessen in der wunderschönen Altstadt von Olbia schaffen wir dann tatsächlich die erste Pizza in den neun Tagen in Italien zu essen. Danke für die Zeit an Bord, Eva und Rike!
Wieder zu zweit machen wir uns auf den Weg in den Maddalena Archipel und nach Korsika. Wie es da weiter geht, erzählen wir euch wieder hier in den kommenden Tagen.
Wieder ein super schöner Bericht der Ferweh nach dem schönen Italien macht. 😊