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Die Nachtfahrt nach Griechenland

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Wie im letzten Blog geschrieben, hat uns Montenegro wirklich positiv überrascht. Das waren entspannte Segeltage und es gab wirklich viel zu sehen. 

Nach unserer Zeit in Montenegro wollten wir an Albanien vorbei direkt nach Korfu segeln. In Summe sind das etwas über 170 Seemeilen, also knapp 315 km. Eigentlich nicht viel. Wir sind mit unserer Sea Pearl aber nur geringfügig schneller als ein guter Jogger und deshalb ist so eine Strecke nicht mehr an einem Tag zu schaffen. Natürlich wäre es möglich gewesen in Albanien zu stoppen und so noch ein weiteres Land zu erkunden, das war für uns aber aus Zeitgründen und auch wegen der (wohl) recht umständlichen Bürokratie diesmal keine Option. Also stand für uns die erste Nachfahrt auf dem Programm. 

Mit ein bisschen Aufregung ob dem was da vor uns lag – und obwohl wir ja immer relativ nahe am Land vorbeigefahren sind – haben wir uns die Stadt Bar im Süden von Montenegro als Ausklarierungshafen ausgesucht, um dort nochmal vollzutanken, die Bürokratie zur Ausreise zu erledigen und nochmal in einem Hafen gut durchzuschlafen. 

Naja – volltanken hat gut funktioniert und der Sprit war halbwegs günstig. Aber das mit dem Ausschlafen… über Nacht hatten wir im Hafen bis zu 30 Knoten (55km/h) Wind und den genau auf die Seite. Das Boot war zwar sicher vertäut und die Fender, also die „Gummiwürste“, die das Schiff vor Kratzern schützen sollen, haben genau das gemacht, aber alle Masten im Hafen haben geheult, einige Seile auf anderen Schiffen wild geklackert und unsere Sea Pearl ist immer wieder so rabiat in die Festmacher eingeruckt, dass wir im Bett richtig durchgeschüttelt wurden. Kurz, so wirklich gut geschlafen haben wir nicht. Als dann mit einem entsprechend nicht mehr ganz so guten Nervenkostüm am kommenden Morgen auch ähnlicher Wind für die Überfahrt angesagt war (dann allerdings von hinten und damit viel angenehmer), waren wir kurz davor, einfach nochmal abzuwarten und die Überfahrt zu verschieben. 

Wir haben dann viele Male alle möglichen Wetterberichte befragt und Pläne gemacht und verworfen, bevor wir um halb elf beschlossen haben – doch, wir fahren an diesem Tag los. 

Unsere Gesichter nach der Entscheidung aus Bar loszufahren
Die orthodoxe Kirche mit Goldkuppel in Bar/Montenegro
Die größte Segelyacht der Welt „A“

Und das mit der Bürokratie – da haben wir die Schattenseiten beim Hafenmeister erlebt, wo Matthias zuerst die Frühstückspause lang ohne irgendeine Info einfach rumstehen durfte, nur um dann danach zu erfahren, dass jetzt grad keiner da wäre, der den Stempel auf die Crewliste machen kann. Nach etwas Welpenblick und Schmeicheleien für die Sekretärin des Hafenkapitäns war dann doch genau er der, der in 30 Sekunden alles erledigen konnte. Und dann die Sonnenseiten bei der Grenzpolizei und dem Zoll. Man muss da mit dem Boot an eine spezielle Pier um dann die Pässe und Bootspapiere zur Ausreise vorzulegen und in Bar liegt die im kommerziellen Teil des Hafens, also in dem Bereich in dem auch Kreuzfahrtschiffe, riesige Superyachten wie die größte Segelyacht der Welt, die „A“, oder Tanker unterwegs sind. Nachdem zwei nette Grenzpolizisten aber gesehen hatten, dass wir da mit unserer Nussschale zum Ausklarieren kommen, haben die uns von der Pier nicht nur gezeigt, wo wir am besten anlegen, sondern uns auch noch gleich quasi an der Hand genommen um den Prozess so einfach wie möglich zu machen – und uns dann gerade noch in der Minute vor der Mittagspause zur Zollbeamtin geschickt, damit wir gleich loskönnen und nicht warten müssen. 

Und dann waren wir unterwegs… 

Gute Stimmung zum ersten Sonnenuntergang auf See

Wie vorausgesagt hat über den Nachmittag der Wind wieder auf über 20 Knoten zugenommen, kam aber von schräg hinten, sodass wir nur mit unserem Vorsegel auf Raumschotskurs extrem flotte Fahrt genau Richtung Süden machen konnten. In der Spitze sind wir bis zu 8,5 Knoten gefahren, das ist ganz nah an der theoretischen Höchstgeschwindigkeit unserer Sea Pearl. Der flotte Ritt und viele Wind von hinten haben aber auch recht schnell eine beeindruckende Welle aufgebaut. Das war zwar alles ungefährlich, aber die Geräuschkulisse, wenn das Boot so eine Welle hinabsurft und sich der Kamm gerade bei uns etwas bricht, ist schon beeindruckend. Wirklich toll und auch kraftsparend für uns war, wie unser Autopilot mit diesem Seegang umgegangen ist. Er konnte eigentlich alles ohne Eingriffe von uns durchsteuern. So blieb für uns „nur“ die regelmäßige Überwachung der Segel, des Kurses und anderer Schiffe, sodass wir mit denen nicht auf Kollisionskurs fahren. Gerade in der Nacht war doch einiger Verkehr zu beobachten, weil an dieser Seite der Adria eigentlich alle großen Fährlinien von Italien Richtung Griechenland entlanglaufen. 

Wechsel der Gastlandflagge – auch wenn wir nicht anlegen, fahren wir doch durch albanische Gewässer
… aber gescheit wellig wars schon
Nachts tragen wir grundsätzlich Schwimmwesten und leinen uns im Cockpit an
Die Sonne verschwindet…

Nach einem Abendessen mit schon vorher noch bei ruhigerer See gekochten Kartoffelgulasch von Luisa (sehr lecker, nur war Matthias Magen doch etwas aufgeregt) haben wir uns die Nacht dann abwechselnd in Wachen aufgeteilt. Zuerst jeder einmal 3,5 Stunden und dann nochmal jeder 2 Stunden bis dann über der Albanischen Küste und bei inzwischen eingeschlafenem Wind die Sonne aufgegangen ist. 

Sonnenaufgang über den Bergen von Albanien

Die letzten Stunden sind wir dann unter Motor Richtung Korfu Stadt gefahren, um dort das ziemlich berüchtigte Einklarierungsprozedere in Griechenland zu bestreiten. Wir brauchen dafür nicht nur Bootspapiere, Versicherungsnachweis und so weiter, sondern auch eine spezielle Befahrenserlaubnis, die man vorher im Internet beantragen und auch bezahlen muss, und natürlich unsere persönlichen Dokumente mit Pässen, Impfpässen und Segelscheinen. Als wir dann im Hafenamt in Kerkyra waren, waren wir baff erstaunt – laut der total hilfsbereiten Beamtin waren wir angeblich die ersten Deutschen, die alle Dokumente richtig und vollständig beisammen hätten, und entsprechend zuvorkommend wurden wir behandelt. Nachdem dann auch die Grenzpolizei nur einen kleinen Fußmarsch entfernt war, waren wir nach weniger als einer halben Stunde wieder im Schengen-Raum und durften ab dann frei in Griechenland segeln – und das nächste Mal ein- und ausklarieren steht vermutlich erst wieder auf den Kanaren an – jippey.  

Direkt als wir im Hafen Mandraki – spektakulär unter der Festung in Korfu Stadt gelegen – festgemacht hatten, kam uns am Steg auch schon Luisas Vater mit Andrea entgegen und wir haben mit den beiden dann ein entspanntes verlängertes Wochenende rund um Korfu verbracht. So kann es weitergehen… Mehr zu unserer Zeit in Griechenland in den nächsten Tagen hier im Blog. 

Die griechische Gastlandflagge weht – noch mit der gelben Q-Flagge, also vor unserem erfolgreichen Einklarierungsprozedere

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