Zum Inhalt springen

Panama City

  • von

Der Endpunkt des Panamakanals auf der Pazifikseite liegt zwar genau genomen im Hafen von Balboa, der ist heute aber nicht viel mehr als ein Vorort von Panama City. Für uns ist diese Stadt damit der Start in ein neues Kapitel unserer Reise. Raus aus dem bekannten Mittelmeer und der viel besegelten Karibik in den größten Ozean unserer Erde mit anspruchsvoll langen Strecken, aber auch einigen der faszinierendsten Inselwelten und ganz neuen Eindrücken. Viel von dieser Aufbruchstimmung spüren wir auch bei zwei längeren Besuchen in der Stadt. Zuerst organisieren uns Giulia und Martina nach ihrer Zeit an Bord in den San Blas Inseln ein Wochenende mit Ihnen im Hotel direkt in der Altstadt und dann nutzen wir die Nähe der Marina La Playita nach der Kanaldurchfahrt und einem Abstecher zu den Las Perlas Inseln (kommt im nächsten Blog) um mit unseren Eltern nochmal die Stadt zu erkunden. 

Die Skyline von Panama City vom Metropolitan National Park aus gesehenn
Panama City bei Nacht
Häuserzeile im Casco Viejo

Panama City ist eine pulsierende und aufstrebende Metropole und hat dabei, vor allem durch sehr liberale Gesetze speziell im Bankensektor, in den letzten Jahren sogar Miami als früheres Finanzzentrum für Mittel- und Südamerika den Rang abgelaufen. Das gilt wohl nicht nur für die Relevanz des Handelsplatzes, sondern scheinbar auch direkt für die Skyline. Als wir aus dem Panamakanal auslaufen und nach links sehen, überzieht eine gigantische Skyline gefühlt das komplette Blickfeld. Panama City ist ein krasser Kontrast nicht nur zum indianischen San Blas im gleichen Staat, sondern eigentlich zu allen Dörfen und Städten, die wir bis jetzt auf unserer Reise gesehen haben. So etwas ähnliches wie eine Skyline und zumindest Hochhäuser haben wir in San Juan auf Puerto Rico das letzte Mal wahrgenommen. 

Abendstimmung im Casco Viejo
Wir gehen zum Abschluss unserer gemeinnsamen Zeit lecker essen
Die Kathedrale bei Nacht
Das Rathaus in den Nationalfarben
Fliesen in einem Café
Der Morgenkaffee am Balkon unseres Hotels
Das Grandhotel – das erste Hotel am Pazifik
Top restaurierte alte Häuser
Top restaurierte alte Häuser
Einer der schönen Plätze
Blick auf die Skyline von einer der Rooftop-Bars im Abendlicht
Blick auf die Skyline von einer der Rooftop-Bars im Abendlicht
Noch nicht renoviert neben schick
Luisa mit Mama vor der Skyline – und mann sieht das trockenfallende Riff vor der Stadt

Die Geschichte Panama City‘s ist ziemlich spannend. Schon bald nachdem die Spanier über den mittelamerikanischen Rücken gekommen sind und damit als erste Europäer den Pazifik entdeckt haben, wurde in der weitläufigen und geschützten Bucht Panama als erste europäische Stadt am Pazifik gegründet. Neben der Sicherung des Hoheitsanspruchs war die Hauptfunktion das Weiterleiten des in der neuen Welt eroberten Goldes. Sowohl von Norden aus den Reichen der Inkas in México als auch aus Süden von den Azteken in Südamerika wurde das Gold auf der Pazifikseite nach Panama City gebracht und von dort dann über zwei Straßen im Dschungel – nur teilweise unter Nutzung der Flüsse – auf die Atlantikseite in die Häfen Puerto Bello oder Puerto Real (heute Colón) gebracht. Von dort haben die Reichtümer dann mit den spanischen Armadas die Reise zurück nach Spanien – allem voran nach Sevilla – angetreten. Und jede dieser Flotten hat gehofft auf dem langen Weg nicht in die Hände von Piraten und im speziellen aber den englischen Freibeutern zu fallen. Nicht gerade zufällig lagen deren „Hauptquartiere“ entlang wichtiger Routen in den Bahamas und den Britisch Virgin Islands. Einer dieser Englischen Freibeuter – also durch die britische Krone legitimierten Piraten, Henry Morgan – war es dann auch, dem es gelungen ist von Land aus über den Isthmus Panama City anzugreifen und komplett dem Erdboden gleich zu machen. Er ist dabei mit seiner Mannschaft so grundsätzlich vorgegangen, dass der einzige – durch eine angebliche List eines Pfarrers, schwarz angemalt – erhaltene Kirchenaltar heute eine Sehenswürdigkeit ist und vor allem, die Stadt gar nicht mehr am ursprünglichen Platz, sondern etwa fünfzehn Kilometer weiter westlich neu aufgebaut wurde. Die heutige Altstadt, das Casco Viejo also der „alte Helm“ (so genannt wegen seiner Form) liegt auf einer Halbinsel, früher gegen das Land durch Sümpfe geschützt, auf der einen Seite der Flusslauf des Rio Grande, der heute die letzten Meter des Panamakanals bildet, und vor sich im Meer – extrem untypisch für eine Hafenstadt – ein riesiges Plateau aus Korallengestein, das bei Ebbe ganz oder teilweise trockenfällt. Es ist um die Stadt also so flach, dass ein Angriff von der Seeseite mit schweren Kriegsschiffen quasi unmöglich ist. Die Erfahrung der Plünderung durch die Engländer muss schon extrem einschneidend gewesen sein, wenn die Großmacht Spanien den wichtigsten Hafen auf der ganzen Pazifikseite aus Angst vor Angriffen an einer für einen Hafen so ungünstigen Stelle wieder anlegt. Der ursprüngliche Siedlungsplatz ist heute nur noch archäologische Stätte und wird langsam von den Hochhäusern der Vororte in Richtung Flughafen eingekesselt. Und das Casco Vijeo ist top restauriert, als UNESCO-Welterbe eingestuft und das pulsierende Ausgeh-, Restaurant- und Flanierviertel der Stadt. Eigentlich findet auch fast der ganze Tourismus hier statt. In den Geschäftsvierteln rund um die Hochhäuser gibt es halt nicht so viel zu sehen. Und einige der anderen etwas älteren Stadtteile sind leider fest in Händen von Drogengangs. Laut Beteuerung aller Taxifahrer zwar für uns ungefährlich, solange wir nicht zufällig zwischen zwei verfeindete Gruppen geraten, wir lassen uns aber trotzdem deshalb fast alle Strecken außerhalb der Altstadt mit dem Taxi fahren. Im Casco Viejo kann man sich tatsächlich wie in einigen spanischen Regionen fühlen. Meist drei-stöckige Häuser mit Balkonen aus Holz, die teilweise über die Gehwege ragen, dazwischen hübsche beschattete Plätze mit gepflasterten Straßen. Das schöne Flair wird durch hervorstechende Gebäude wie den Präsidentenpalast, die ein oder andere Kirche, das Theater oder auch das erste Grand-Hotel im Pazifik und der frühere Hauptsitz (heute Museum) der Kanalgesellschaft noch angereichert. Dank der unüberschaubar vielen Cafés, Restaurants, Frühstücksplätze und für den Drink abends Rooftop-Bars, brauchen wir kaum mehr um uns einen schönen Städtetrip zu machen. Panama City ist aber mehr als die Altstadt, einiges an Geschichte und eine für nicht-asiatische Verhältnisse gigantische Skyline.

Ein Nasenbär im Metropolitan National Park
Wir wandern durch den Stadtdschungel
Blick aus dem Dschungel auf die Skyline…
…und auf das Casco Viejo
Tukan
Faultier
nochmal Faultier
Die Familiencrew an der riesigen Flagge ganz oben am Rincon Ancon
Zwergaffe

Es gibt direkt in der Stadt auch zwei Naturreservate, in denen man im Dschungel wandern kann und dabei einige der Tiere auch tatsächlich sieht. Mit den beiden Mädels erkunden wir so den Metropolitan National Park und mit den Eltern den Rincón Ancón. Im ersteren sehen wir viele riesige Bäumen, neben den tollen Ausblicken auf die Skyline aber „nur“ viele sonderbare Raupen, Nasenbären und Agoutis. Bei der Wanderung auf den Rincón Ancón sehen wir dann Geier, eine Art Bussard, die Tukan-Vögel mit den riesigen Schnäbeln und gleich mehrere Faultiere. So viel Natur kann hier keine 10 Minuten Fahrt von der Stadtmitte bestehen. Für uns ein willkommener Kontrast zum Boots- und Stadtleben. 

Die dritte Facette dieser Stadt ist dann natürlich der Panamakanal. Quasi im Hinterhof der Stadt liegt der oben schon erwähnte Hafen von Balboa und damit der Pazifikausgang des Kanals. Und so sieht man vor der Stadt eigentlich immer hunderte Tanker und Frachter auf Reede liegen, die auf Ihre Durchfahrt warten oder im Hafen Ladung aufnehmen oder löschen wollen. Vom Rincón Ancón hat man aber auch direkten Blick auf die Miraflores-Schleusen und auf die Bridge of the Americas, lange Zeit die einzige Straßenverbindung über den Kanal. Gerade für die Einheimischen ist der Kanal nicht nur ein Fotomotiv und Touristenmagnet. Durch den bis zur Nachverhandlung mit Präsident Nixon durch Panama 1977 sehr einseitigen Vertrag zum Panamakanal fühlen sich viele Einheimische um „ihr Recht“ betrogen. Zwar haben die USA durch ihren militärischen Schutz dem Staat Panama überhaupt erst in die Unabhängigkeit geholfen, dann aber durch die mitten durch das Land führende sogenannte Kanalzone einen Staat im Staat geschaffen, in dem Amerikaner nicht nur deutlich besser bezahlt wurden, sondern auch ein Großteil der Erlöse des Landes zwar erwirtschaftet aber auch direkt wieder ausgeführt wurden. Als die USA dann in den 1980er Jahren den ursprünglich von Ihnen selbst ausgebildeten, dann aber zum Diktator abgedrifteten Manuel Noriega mit einem massiven Militäreinsatz aus dem Amt beförderten und dabei viele Todesopfer auf panamaischer Seite in Kauf nahmen, war die frühere Schutzmacht nicht mehr gerne gesehen. Für uns ist Panama das erste Land, in dem sich die Minen Vieler deutlich aufhellen, sobald klar wird, dass wir keine Amerikaner sind. Umso stolzer ist jeder, mit dem wir sprechen, in Panama, dass seit 1999 der Kanal „uns gehört“. Seitdem hat der Staat nicht nur in zwei riesige neue Brücken und eine nahezu Verdoppelung der Schleusenkapazität, durch jeweils eine zweite Schleusentreppe für die noch größeren Schiffe der Neo-Panamax Klasse, kräftig investiert. Da die Gewinne des Kanals und der zeitgleich noch deutlich angestiegene Welthandel gerade mit Asien und insbesondere China deutlichen Wohlstand ins Land gebracht haben, ist auch der heutige Eindruck von Panama City, wie wir es erleben, im Wesentlichen in den vergangenen 20 Jahren, also eben nach der Rückgabe des Kanals an den Staat Panama, entstanden. Wie sehr der Kanal zur Stadt gehört, nimmt man am Ehesten auf dem Amador wahr. Das ist eine aus dem Aushub des Kanalbaus entstande Flaniermeile, die die Bucht vor der Stadt bis zu drei vorgelagerten Inseln abtrennt und auf der anderen Seite die letzten Kilometer der Kanalpassage – schon im Pazifik – bildet. Hier liegen nicht nur die beiden Marinas der Stadt (um die Altstadt ist es ja zu flach und der Fischerhafen winzig und trockenfallend), sondern Abends und am Wochenende trifft sich alles und jeder zum Fahrrad- oder Rollschuhfahren oder einfach Flanieren und bewundert auf der einen Seite die Skyline der Metropole mit dem heute unscheinbar davor liegenden Casco Viejo und auf der anderen Seite die Geschäftigkeit der Kanalzone und des Hafens von Balboa. 

Der Hafen von Balboa
Die Bridge of the Americas
Bridge of the Americas mit uns davor
Blick vom Rincon Ancon auf die Miraflores-Schleusen
Der Amador, die Flaniermeile der Stadtbewohner entlang des Ausgangs des Panamakanals mit Blick auf die Skyline

Wegen dieser Vielgestaltigkeit, dem einfachen und entspannten Leben, dem vernünftigen Preisniveau und den ungezählt guten Gelegenheiten zum Essen (besonders angetan hat es uns das Restaurant „Lo Que Hay“) haben wir unsere zweigeteilte Auszeit in Panama City sehr genossen. Während des zweiten Besuchs von der Pazifikseite aus und zur Vorbereitung auf den Schlag auf die Galápagos-Inseln haben wir in der kleinen Marina La Playita am Amador festgemacht und damit einen wirklich guten Ausgangspunkt zur Stadterkundung gehabt. 

Zum Abschluss unserer Zeit in Panama erkunden wir den Fischmarkt
Auslage am Fischmarkt
Auslage am Fischmarkt
Ceviche am Fischmarkt
Abendstimmung in der Marina La Playita

Unsere Zeit auf den Las Perlas Insel beschreibe ich hier im nächsten Blogeintrag. Wie gewohnt gibt es uns auf YouTube im bewegten Bild, auf Instagram tagesaktuell und wenn ihr uns einen Sundowner ausgeben wollt und gleichzeitig Zugang zum Live-Tracking der Sea Pearl und unsere Logbucheinträgen auf Passage, dann könnt ihr das über Patreon machen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert