Zum Inhalt springen

La Dolce Vita

  • von
Lange Segelstrecken im Süden Italiens

Im letzten Blogeintrag „Griechisches Essen“ haben wir euch während unserer wenigen Tage auf Korfu, Ereikoussa und Paxos mitgenommen. Wir hatten eine wirklich gute Zeit in Griechenland und haben das Segeln dort echt genossen. Nachdem wir aber ja schon diesen Winter in der Karibik verbringen wollen, zieht es uns viel zu schnell für die Vielfalt der griechischen Inselwelt weiter. Wir wollen Strecke Richtung Westen machen. In unserem Fall heißt das mal wieder eine Nachtfahrt von der Bucht Mongonissi auf Paxos nach Gallipoli, innen am Stiefelabsatz der italienischen Halbinsel. Die Überfahrt könnte seglerisch nicht unspektakulärer sein. Wie angekündigt ist quasi kein Wind und wir motoren die komplette Strecke einfach in einem Rutsch unter Autopilot durch. Das ist zwar nicht so wirklich der Sinn einer Reise unter Segeln – wollen wir doch möglichst den Wind als unser Fortbewegungsmedium nutzen – in diesem Falle uns aber auch ganz recht, zwar nur abwechselnd, aber so bekommen wir beide genug Schlaf. 

Abendessen zum Start der Überfahrt, schon als Einstimmung auf Italien, Spaghetti Carbonara
Der Morgenkaffee nach der letzten Nachtwache vor spektakulärem Sonnenaufgang

Aufregend wird die Überfahrt dann doch. Um fünf Uhr früh bemerkt Matthias trotz sorgfältigem Ausguck auf einmal ganz nach ein Motorengeräusch und sieht dann auch schon circa 50m hinter der Sea Pearl ein nachtgraues Motorboot ohne Positionslichter und ohne Kennung im AIS (einem System an Bord, das andere Schiffe zur Kollisionsvermeidung anzeigt) auf unseren Kurs einschwenken. Gleich darauf geht ein riesiger Flutlichtscheinwerfer an und einige Fragen werden zuerst auf Italienisch und dann Englisch zu uns rüber gebrüllt. Es wird dann klar, dass das Motorboot von der italienischen Guardia di Finanza ist, also so etwas wie dem Zoll. Nachdem Matthias zunächst unter Maschine weiterfährt, stoppt er nach Anweisung dann die Maschine und beantwortet Fragen nach unserem Wer, Woher, Wohin. Als dann Luisa, vom atypischen Schaukeln wachgeworden, den Niedergang hochkommt und damit die Aussage „wir sind zu zweit am Schiff“ winkend  bestätigt, entlassen uns die Beamten mit einem „Tutto bene, Grazie“ wieder und verschwinden genauso unbeleuchtet und unsichtbar wie sie gekommen sind wieder in die Nacht. 

Im Morgengrauen bemerken wir dann noch eine weitere Überraschung. Im Laufe der Nacht hat wohl ein Tintenfisch unsere Positionslichter für essbare Beute gehalten und sich dabei auf unser Schiff katapultiert. In seinem Schreck und vermutlich Kampf wieder ins Wasser zu kommen, hat er dabei leider einen Großteil unseres Decks vorne und auch das Beiboot, dass da verzurrt ist, eingetintet. Gut, dass wir das so schnell merken, fast alle Flecken bekommen wir relativ schnell wieder raus. 

Die Ankunft in Gallipoli ist dann zunächst unspektakulär. Wir schaffen es vor der langen italienischen Mittagspause der Ormeggiatori (der Anlegehelfer) in den Hafen, werden freundlich in Empfang genommen, tanken und putzen das Schiff. Und ab da beginnt dann der erste Teil des Dolce Vita in Italien. Wir schlendern in die wirklich schöne Altstadt, gönnen uns dabei am gerade schließenden Fischmarkt einen Becher Wein mit frischen Austern für Luisa und violetten, rohen Garnelen (Gamberetti viola) für Matthias und genießen es in einem neuen Land angekommen zu sein. 

Wir schlendern durch die Altstadtgassen in Gallipoli
Unser erster Snack in Italien – es geht gut los

Als wir dann Claudio, den Kapitän einer Luxusmotoryacht, den wir im kroatischen Grenzhafen Cavtat kennengelernt haben, per WhatsApp nach Tipps für unseren (damals noch als übernächsten geplanten) Stopp in Syrakus/Sizilien fragen wollen, wird es kurios. Luisas WhatsApp beantwortet der nämlich mit einem Bild unseres Schiffes in Gallipoli. Was wir nicht wussten ist, dass eben der Heimathafen dieser Yacht Gallipoli ist und unser Bekannter an diesem Tag aufgrund des nicht erschienenen Eigners quasi nichts zu tun hat. So werden wir im Auto mit zum Supermarkt genommen, dürfen unsere Wäsche auf dem Schiff waschen und essen anschließend gemeinsam zu Abend eine wunderbare Pizza – danach sind wir ganz und gar angekommen in Italien 🙂 

Pugliesische Antipasti mit sensationeller Burrata
Unser Helfer und Ideengeber für Süditalien – Claudio von der Motoryacht Palmas

Am kommenden Tag geht es früh weiter, weil wir eine weite Strecke über den Golf von Tarent Richtung dem Ort Crotone schaffen wollen. Es kommt aber etwas anders. Circa zwei Stunden vor unserem Ziel, also am späteren Nachmittag, prüft Luisa nochmal den Wetterbericht und stellt fest, dass am kommenden Tag richtig viel Wind und schlechtes Wetter angesagt ist. Nachdem wir da, wieder mit einem langen Schlag über Nacht bis nach Syrakus auf Sizilien wollen und das mit dem angesagten Wetter mindestens ungemütlich werden würde, planen wir spontan um. Wir fahren direkt weiter, machen die Nachtfahrt jetzt gleich und strengen uns an, dass wir vor dem schlechten Wetter in Sizilien ankommen. Aus geplanten 60 Seemeilen für diesen Tag werden dann bis zum kommenden Abend 230. Die Nachtfahrt beginnt noch schön, mit zügigem Segeln unter Autopilot und Ravioli mit Trüffel und Salbeibutter, wird dann aber wegen des bevorstehenden Wetterumschwungs schon ungemütlich schaukelig, nass von einigen heftigen Regenschauern und der Wind schläft ein. Wir arbeiten uns dann halt unter Motor an der italienischen Stiefelsohle entlang immer weiter Richtung Sizilien vor. Dank sehr zügigem Motor-Segeln bei Tag mit Schiebewind von hinten schaffen wir es dann auch fast vor dem ersten Gewitter in den Hafen – nur zwei Stunden vor unserer geplanten Ankunft holt uns die Front dann doch ein. Im Gewitter kracht und blitzt es zwar ordentlich, aber der Wind bleibt moderat und so schaffen wir es in das nächste italienische Highlight für uns, die Stadt Syrakus auf Sizilien – und so ganz nebenbei unsere mit Abstand längste Strecke zu zweit auf See. 

Schnelles Motor-Segeln um vor dem Gewitter in Syrakus zu sein
Kritischer Blick ob es unstabilen Wetters
Spaß machts wenn es läuft
Und erwischt hat uns die Front dann doch…

Um uns Syrakus wirklich anschauen zu können, sind wir dann sogar zwei Tage geblieben. Dank Tipps von Claudio und den lieben Marinamitarbeitern in Syrakus schaffen wir es ganz viele mega leckere lokale Spezialitäten zu probieren, besichtigen aber auch römische und griechische Ausgrabungen und lassen uns Brioche und Cornetti al Crema in gemütlichen Cafés schmecken. So ein Tag mit klassischen Touri-Programm ist zwar auch irgendwie anstrengend, tut nach den vielen gesegelten und motorten Meilen aber richtig gut. Abends verabreden wir uns dann spontan mit einem österreichischen Pärchen, die im Wesentlichen die gleiche Route und auch den gleichen Zeitplan und ein ähnliches Alter haben wie wir. Die beiden haben im Moment leider nicht so viel Glück mit dem Schiff wie wir und hängen deshalb in einer Werft fest, wir genießen aber einen richtig schönen Abend zu viert und verabreden auf unserer weiteren Reise in Kontakt zu bleiben. 

Unser erster Blick auf Syrakus noch im abziehenden Gewitter
Belohnung für die lange Überfahrt mit lokalen Spezialitäten – Aranchini
Belohnung für die lange Überfahrt mit lokalen Spezialitäten – Granita und Gelato
Abendliche Eindrücke aus Syrakus
Der Domplatz von Syrakus
Cappuccino und Cornetti am Morgen – es geht uns gut
Das römische Amphitheater von Syrakus
Touri-Programm
Eindrücke aus den Altstadtgassen von Syrakus

Für uns steht am kommenden Morgen ein kurzer Hüpfer nach Catania am Programm, um dort zwei Skilehrer-Freundinnen aufzunehmen, die uns für neun Tage am Schiff besuchen und bis Sardinien bleiben. Davon und unserer Zeit auf den Liparischen Inseln erzählen wir euch dann wieder hier in den kommenden Tagen hier in unserem Blog. 

Bleibt gesund und vergesst nicht, uns auch auf Instagram für die Bilder und YouTube für Videos zu begleiten. 

4 Gedanken zu „La Dolce Vita“

Schreibe einen Kommentar zu admin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert