Im letzten Blog haben wir ja schon geschrieben, dass wir auf Madeira von meiner (Matthias) Mutter direkt noch am Hafen in Empfang genommen wurden. Das war ein schönes Gefühl, nach unserer ersten langen Atlantikpassage direkt so persönlich „anzukommen“. Für unsere Zeit in Madeira haben wir uns die Marina Quinta do Lorde ausgesucht. Die ist zwar leider nicht die günstigste Möglichkeit in Madeira sein Boot liegen zu lassen, hat aber einen sehr guten Ruf (den wir bestätigen können), was die Sicherheit im Hafen angeht. Wir hatten zwar immer mal wieder deutliche „Strömung“ im Hafen, die das Boot in die Festmacher haben einrucken lassen, aber mit einem Scheuerschutz war das kein Problem. Wir haben die Marina auch deshalb gewählt, weil meine Mutter für die ersten Tage noch einen Mietwagen gebucht hatte und wir so den wirklich spektakulären Ostteil der Insel mit der Marina als Basis gut erkunden konnten. Weil wir einen Tag früher als gedacht auf Madeira angekommen sind, wurden wir quasi als Belohnung für die erfolgreiche Passage direkt nach Ankunft „eingepackt“ und von meiner Mutter noch auf eine Nacht in das Hotel eingeladen, in dem sie noch eingebucht war. So eine heiße Dusche, ein großes, feststehendes Bett und morgen ein gemachtes Frühstück – was man auf einmal alles als Luxus empfindet…
Am kommenden Tag stand dann Sightseeing an. Mit dem Mietwagen sind wir von Santana aus über zwei tolle Aussichtspunkte an der steilen Nordküste der Insel nach São Vicente gefahren und weiter über wirklich schöne Bergstraßen und viel viel grünen Wald bis auf den Passo Ecumeada mit ganz knapp über 1000 Höhenmetern. Beeindruckend zu sehen, wie sich die Landschaft auf kurzer Strecke verändert. Von dort ging es dann in den viel trockeneren Süden, teilweise entlang von Bananenplantagen zum Ort Ribeira Brava, wo wir uns typische madeirisches Essen zu Mittag schmecken haben lassen: ein teuflisches Knoblauchbrot „Bolo do Caco“, Lapas, das ist eine Art Kreuzung aus Muschel und Schnecke, und Croquetten mit Kabeljau.
Beim Essen hat uns meine Mutter dann erzählt, dass auf einem ihrer vorhergehenden Ausflüge auf der Insel mitten auf einer Küstenstraße ganz in der Nähe einige Leute mehr oder minder unangezogen direkt unter einem Wasserfall Bilder mit einem Bananenblatt gemacht haben. Um ein wenig Inhalt für unseren Instagram-Account zu haben, konnten wir uns diesen „Spot“ natürlich nicht entgehen lassen. Nur waren wir quasi allein und konnten ganz coole Bilder machen.
Weiter stand der Aussichtspunkt auf einer der höchsten Klippen der Welt, am Cabo Girão, am Programm. Der Ausblick von der Glasplattform auf den mehr als 500 Meter unter einem liegenden Atlantik und teilweise die Inselhauptstadt Funchal sind beeindruckend. Es verschiebt einem direkt das Gefühl für Höhe und Entfernungen, so krass wirken die Eindrücke von da oben. Diesen ereignisreichen Tag haben wir dann im hübschen Fischerort Câmara de Lobos bei dort typischen Drinks ausklingen lassen. Einmal Poncha, ein Drink aus Rum, Zucker und einem Saft (meist Maracuja oder Zuckerrohr) und Nikita, einer verrückten aber leckeren Mischung aus Bier, Vanilleeis und Ananassaft. Schon an diesem einen Tag haben wir erlebt: Die Insel hat richtig viel zu bieten!
Der kommende Tag stand dann ganz im Zeichen einer weiteren Besonderheit der Insel, den Levadas. Das sind zur Zeit der Kolonialzeit künstlich angelegte Wasserläufe, ähnlich Aquädukten, die Wasser aus dem feuchten Inselnorden und -westen in den trockeneren Inselsüden leiten, um dort die damaligen Zuckerrohr-Felder zu bewässern. Die Levadas sind auch heute noch in Nutzung und fast alle von einem kleinen Weg oder auch nur einen Trampelfpad begleitet, entlang derer sich die Natur des Inselinneren wunderbar erkunden lässt. Für unsere Wanderung haben wir uns den Weg entlang einer Levada oberhalb von Santana zur Caldeirão Verde und weiter der Caldeirão do Inferno ausgesucht. Teilweise etwas ausgesetzt, aber stets gut gesichert, sind wir so immer entlang der Levada und spektakulärer Steilwände – sogar durch mehrere Tunnel – immer weiter in das Gebirge vorgedrungen. Die beiden Zielpunkte der Wanderung, die Caldeirão sind alte Vulkanschlote, die an einer Seite eingestürzt sind. So steht man inmitten einer nur maximal zu einem Viertel offenen Röhre aus über und über mit Moos und Farnen bewachsenen Felsröhre, die nur viele Meter über einem den Himmel erahnen lässt. Auch das haben wir vorher so noch nie gesehen. Ein weiteres Highlight. Auch wenn nach gut 20 Kilometern die ungeübten Seglerbeine ganz schön angestrengt waren.
Am Tag darauf, dem letzten mit Mietwagen, sind wir einmal mehr eine spektakuläre Passstraßen durch das Inselinnere gefahren, um quasi „von oben“ nach Funchal zu kommen. Nach Sightseeing per Roadtrip am ersten vollen Tag und Wandern am zweiten war der dritte Tag quasi der Städtetrip unserer Reise. Los ging es in den historischen Markthallen mit einem wahnsinnig vielfältigen und fotogenen Angebot an Fisch, Obst, Gemüse, Blumen und allem was die Insel sonst so bietet. Wir haben die schöne Kolonialarchitektur bewundert, den Blick auf den Hafen und die Stadt vom Kirchturm des alten Franziskanerklosters bewundert und anschließend nochmal aus dem Stadtviertel Santa Clara und uns zum Ende des Tages eine Weinprobe in der größten Kellerei für Madeira-Wein, Blandy’s, gegönnt. Wir haben sogar ein Glas eines speziellen Jahrgangsweines des Geburtsjahres meiner Mutter probieren können. Ein schönes Erlebnis, das unsere Zeit in der Hauptstadt gut abgerundet hat.
Am folgenden Tag dann Kontrastprogramm – wir zeigen meiner Mutter das erste Mal die Sea Pearl unter Segeln. Und wie! Was ein kurzer „Nachmittagsausflug“ um die Ostspitze von Madeira werden sollte, wird einer der abwechslungsreichsten und schönsten Trips der vergangenen Wochen. Zuerst haben wir Vollgas-Segeln mit einem offenen Am-Wind Kurs nach Nord-Ost Richtung Porto Santo. Jeder darf mal steuern und den Speed von über 9 Knoten genießen. Nach der Wende zurück, aber auf die Nordseite der Landspitze schläft im Stau der Insel langsam zwar der Wind ein, wir sehen dann aber den ersten Wal unserer Reise. Ein majestätischer Brydewal (so etwas wie ein auf 14m „geschrumpfter“ Finnwal) gleitet gemächlich die Küste entlang. Er kommt dabei dem langsam treibenden Boot bis auf rund 50 Meter nahe und wir schaffen es (natürlich mit viel Abstand und großer Höhe wegen des Tierschutzes) den besonderen Moment mit der Drohne einzufangen.
Der kommende Tag leutet dann schon wieder das Ende unserer Zeit auf Madeira ein. Wir beide bringen die Sea Pearl wieder auf Vordermann und verabschieden dann meine Mutter von Bord. Am kommenden Tag bekommen wir noch zwischen Boot-Waschen und Lebensmitteleinkäufen Besuch von einem meiner Arbeitskollegen und haben eine sehr launig-nette Mittagspause gemeinsam bevor es dann für uns auf die nächste Passage und zur nächsten Inselgruppe geht – den Kanaren. Diesmal aber vergleichsweise kurz mit nur 36 Stunden Überfahrtsdauer und ziemlich viel Speed über knapp 290 Seemeilen Richtung Lanzarote. Wie immer erzählen wir euch von unserer Zeit auf diesen – so ganz anderen – Inseln in den nächsten Tagen wieder hier auf unserem Blog.
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