Nach unseren Ausflügen nach Bosnien und Herzegowina und den entspannten, wenn auch gewitterreichen Segeltagen rund um Dubrovnik war es für uns Ende August so weit: Raus aus Kroatien und damit mit dem Boot ins nächste Land unserer Reise – Montenegro.
Wie vielleicht schon symptomatisch für unsere Art der Reiseplanung waren wir mal wieder nicht ganz allein. Unsere Freunde Nicola und Stefan sind als Teil eines Vereins ebenfalls glückliche Eigner eines Schiffes, der Tatana. Und die beiden haben es so einrichten können, dass für ihre Urlaubswoche „zufällig“ die Schiffsübergabe in Dubrovnik war. Welch Fügung… so sind wir mal wieder mit einem Kumpel-Schiff unterwegs.
Zum Ausklarieren – so heißen die Abmeldung und Grenzübertritt mit einem Schiff – aus Kroatien fahren wir gemeinsam nach Cavtat. Das ist der südlichste Ausklarierungshafen in Kroatien und deshalb ein logischer Stopp für uns am Weg nach Montenegro. Der Hafen von Cavtat zieht aber wegen seiner Nähe zum Flughafen von Dubrovnik nicht nur die Grenzwechsler an, sondern auch eine regelrechte Flotte von Luxusyachten. Dabei sind die, die neben uns an der Kaimauer liegen mit ihren etwas über 40 Metern Länge noch nicht mal die ganz großen. Draußen in der Bucht liegen dann die richtig dicken Pötte. Zum Beispiel auch die Eclipse, aktuell mit 162,5m viertlängste Megayacht der Welt, des russischen Multimilliardärs Abramowitsch. Immerhin waren wir im Hafen mit unseren Masten noch ein kleines Stück höher als die schwimmenden Motoryacht-Paläste neben uns.
Nach dem etwas umständlichen aber im Großen und Ganzen doch zügigen Prozedere der Ausreise – wir mussten uns zum Ausklarieren 50m weiter rechts an den Kai legen und dann einmal quer durch den Ort zum Hafenmeister für einen Stempel laufen – war es dann so weit. Mit schönem Schiebewind ging es raus aus Kroatien und rein in die Bucht von Kotor. Das Einklarieren in Montenegro war dann bürokratisch ein Kinderspiel, allerdings haben wir das am Kai von Zelenika notwendige Manöver mit dem Buganker etwas verdummt – jetzt hat die Sea Pearl vom großen Tanker-Fender (diesen schwarzen Gummi-Rollen an großen Kaimauern) leider einen schwarzen Striemen hinten rechts, der aber wieder abgehen wird.
Und dann war Sie da, das Unseco Weltkultur- und Naturerbe, die Bucht von Kotor. Fast 30 km kann man da unter Segel oder Motor von der Adria gefühlt ins Hochgebirge fahren. Die eigentliche Bucht gliedert sich in mehrere Becken, die durch Engstellen miteinander verbunden sind und das Segeln da drin (wenn denn Wind ist) richtig spannend machen. Gleich am ersten Abend waren wir auf Tipp unseres Führers aus Bosnien im kleinen Kapitäns- und Reeder-Örtchen Perast, das zu Zeiten des venezianischen Einflusses auf die Adria gegründet wurde. Das Dorf ist gut erhalten und liegt einfach toll, wie gemalt in der Bucht direkt gegenüber einer der Engstellen und unterhalb eines riesigen Berges. Wir konnten die beiden Schiffe direkt am Dorfkai anlegen und keine 20m weiter mit tollem Blick rüber zu einem weiteren Highlight, der Wallfahrts-Insel Gospa od Škrpjela, und auf der anderen Seite fast bis Kotor zu Abend essen. Und gegenüber und hinter uns standen mehr als 1000m hohe Berge. So einen Ausblick hat man beim Segeln im Mittelmeer wirklich nicht oft. Und der Name von Crna Gora für Montenegro, die schwarzen Berge, war im Abendlicht wirklich Programm.
Nachdem wir am kommenden Morgen diesen Dorfkai wegen der Ausflugsboote früh verlassen mussten, haben wir die morgendliche Ruhe für eine ganz gemütliche Tucker- und Fotorunde um eben diese berühmte Wallfahrtsinsel – und eines der ikonischen Fotomotive der Bucht von Kotor – genutzt und sind anschließend für einen Badestopp weiter die Bucht rein Richtung Kotor gefahren. An diesem Platz vor dem Örtchen Orahovac mischt sich unterirdisch und über kleine Flüsse einströmendes, relativ kaltes Süßwasser aus den Karstquellen nur ganz langsam mit dem warmen Salzwasser in der Bucht. Beim gemeinsamen Bad zwischen den Schiffen hat man dann immer an einem kurzen „Oh“ verbunden mit schnelleren Schwimmbewegungen gemerkt, wer gerade in so einer kalten Süßwasserblase war… ein wirklich lustiges Erlebnis.
Und dann das Highlight: Kotor. Nicht, dass die Anfahrt ganz hinter in diese fjordartigen Bucht nicht sowieso schon begeisternd ist – wir hatten auch noch sportlichen Am-Wind-Segelwind und sind die sich verengende Bucht zu gut zwei Dritteln aufgekreuzt (für die noch-nicht-Segler: im Zick-Zack gegen den Wind gefahren). Die Stadt ist noch vor den Römern gegründet, hat im früheren Mittelalter mit Venedig und Ragusa/Dubrovnik um die Hoheit in der Adria gewetteifert und ist deshalb mit einer spektakulären Stadtmauer, die sich nicht nur um die Stadt zieht, sondern auch gleich noch die ganzen Bergflanke dahinter mit einbezieht, umgeben. Bei einer abendlichen Wanderung hoch entlang dieser Stadtmauer hatten wir dann coole Ausblicke und konnten dieses beeindruckende Stück Mittelmeerküste bei einem mitgebrachten Bier richtig auf uns wirken lassen.
Am Tag darauf haben wir uns dann bei einem Badestopp von der Crew der Tatana verabschiedet, unseren Hafenführer für Kroatien weitergegeben – wir brauchen den ja jetzt vorläufig nicht mehr – und uns dann weiter die Küste runter Richtung Süden auf den Weg gemacht. Ab der Stadt Bar, wo wir wiederum aus Montenegro ausklariert haben, steht für uns dann die erste lange Etappe über Nacht nach Griechenland an – dann mal wirklich allein zu zweit. Wie das gelaufen ist, erzählen wir euch hier dann wieder in den nächsten Tagen.
Eure Bericht habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Toll, was ihr erkundet und erlebt.
Begeisternd, Euer Blog, besonders die Bilder!
Gruß
Papa/Roland