Wie im letzten Blogeintrag geschrieben, haben wir uns gleich nach der erfolgreichen Altantiküberquerung in den Inselgarten ganz im Süden des karibischen Antillenbogens, in die Grenadinen, aufgemacht. Nach unserer ausgefüllten Zeit dort, mit Klischee-Karibik und den Weihnachtstagen, ist dann mein Vater ab St. Vincent, der Hauptinsel des Staates St. Vincent and the Grenadines, in dem wir seit der Atlantiküberquerung vorwiegend gesegelt sind, heimgeflogen. Danke, Papa, für Deine Unterstützung bei der großen Überfahrt und für die wahnsinnig gute gemeinsame Zeit!
Ab dann waren wir also zu viert, wir beide und mein Bruder mit seiner Freundin. Am Plan stand zunächst die Hauptinsel St. Vincent selbst und dann St. Lucia.
Auf St. Vincent hatten wir die Möglichkeit den erst im April 2021 ausgebrochenen Vulkan „Soufriere“ ganz im Norden den Insel zu erwandern. Dank einem einheimischen Guide, der uns den erst teilweise wieder hergestellten Weg gezeigt hat, ging es bis auf 1220m. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Vegetation entlang des Weges verändert. Von Regenwald mit viel Bambus und riesigen Farnen bis zu niedrigem/windgedrücktem Dornenbuschwerk wie auch in den Bergen des Mittelmeerraums. Entlang unseres Weges haben wir aber noch Etwas viel spannenderes erfahren. Nämlich wie rasend schnell sich die tropische Vegetation die Asche-Wüste, die der Ausbruch zurückgelassen hat, zurückholt. Wer sich noch an unseren Blog von Lanzarote erinnert und die Bilder der dortigen Mondlandschaft vor Augen hat und das mit den Bildern unserer Wanderung vergleicht, versteht vielleicht unser Erstaunen. Der Ausbruch auf Lanzarote war mehr als 250 Jahre her – und die Landschaft sieht aus wie am Tag danach. Hier ist der Ausbruch knapp über 6 Monate vorbei und oben im Krater sieht man immerfort sehr viel vulkanische Aktivität mit Rauchsäulen, penetrantem Schwefelgeruch und Ähnlichem. Aber schon wenige Schritte unterhalb des Kraterrandes lugen zuerst Bananenstauden und Papaya-Bäume aus der Asche und vielleicht 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels ist zwar der Boden noch tiefschwarz, anstatt tropisch rötlich, unsere ungeschulten Augen sehen der Vegetation aber kaum an, dass hier vor einem halben Jahr alles meterhoch mit Asche und vulkanischem Auswurf bedeckt war. Beeindruckend, wie schnell sich die Natur ihr Reich hier wieder holt!
Weiter geht für uns die Inselerkundung mit einigen Drehorten von Fluch der Karibik, der Disney-Filmreihe, die in einigen wesentlichen Szenen auf St. Vincent und in den Grenadinen gedreht wurde. Schade ist etwas, dass auf dieser Insel fast nichts mehr aus der Kolonialzeit wirklich sichtbar ist. Zwar weisen einige Tafeln auf alte Plantagen und Ähnliches hin, etwas davon mitbekommen haben aber leider nicht. Wir haben uns aber auch den Hauptort der Insel, Kingstown, wegen etwas viel Kriminalität dort nicht angeschaut. Gleiches gilt – manche halten uns da für übervorsichtig – für die landschaftlich wirklich schöne und mit einigen guten Ankerbuchten versehene Westseite von Saint Vincent.
Wir sind stattdessen in einer längeren Etappe direkt an der gesamten Insel entlang bis zu unserem nächsten Ziel, St. Lucia, gesegelt. Dieser Schlag hat erwartungsgemäß mit Motoren im Windschatten von St. Vincent gestartet und war dann ein Vollgas-Am-Wind Sprint genau auf unser Ziel, die beiden zuckerhut-förmigen Bergkegel, die Pitons, an der Südwestküste von St. Lucia. Auch dort stand dann die übliche Einklarierungsbürokratie an. Entgegen anderslautender Unkenrufe von anderen Seglern hat das bei uns aber ziemlich gut – fast schon reibungslos – funktioniert und wir hatten so die Möglichkeit Sylvester und Neujahr in der für uns idealen Kulisse zu feiern.
Schon in Europa hatte ich mir eingebildet, dass wir den Jahreswechsel 2021 auf 2022 in einer der schönsten Karibikkulissen, die ich bis dahin kannte, feiern – in der Marigot Bay auf St. Lucia. Das ist eine ganz eng eingeschnittene Bucht mit relativ steilen Felswänden an beiden Seiten und einem Streifen Sandstrand mit einigen Palmen darauf, hinter dem vom Schiff aus gesehen die Sonne untergeht. Wir konnten hier in einem Mini-Hafen die Sea Pearl festmachen, sodass niemand im Party-Kleid nachts nach der Feier noch ins Beiboot kraxeln muss, um zurück an Bord zu kommen (Anm. von Luisa: jaja, jetzt sind’s wieder die Damen…). Wir wurden dann, unabgesprochenerweise, von Hélène und Moritz zu einem wirklich guten Sylvesterdinner im zum Hafen gehörenden Hotel eingeladen und haben dort ins neue Jahr reingetanzt. Genau so haben wir uns den Abend vorgestellt und einen besseren Start in 2022 konnten wir uns selbst nicht bereiten. Danke noch an dieser Stelle an Euch beide, für die großzügige Einladung!
An Neujahr stand neben Auskatern gleich der nächste Programmpunkt an. Wir haben auf der Sea Pearl für einen Tag Besuch von Sven, einem Arbeitskollegen von mir bei Brose, und seiner Freundin Ida bekommen. Die beiden waren auf ihrer Karibikkreuzfahrt im Weihnachtsurlaub genau an diesem Tag auch auf St. Lucia. Nachdem Sven einen nicht unerheblichen Anteil daran hat, dass wir das Abenteuer so entspannt und mit einem sicheren Hafen in Deutschland durchziehen können, hat er sich die Möglichkeit mal zu sehen, was wir denn da so an Bord machen, natürlich nicht entgehen lassen. Wir haben die Beiden also auf einen kurzen Segelschlag vor der Marigot Bay mitgenommen und vorgeführt, wie sich unser Zuhause so am Meer benimmt. Auch der Wind hat mal wieder mitgespielt und wir hatten einen sportlichen kurzen Ausflug vor dem Hafen.
Die restlichen Tage mit Hélène und Moritz an Bord gingen dann rasend schnell vorbei. Wir sind auf St. Lucia geblieben, haben heiße Schwefelquellen besucht, waren in Wasserfällen „baden“ und haben einen beeindruckenden botanischen Garten an der Stelle einer ehemaligen „Erholungskrankenhauses“ für die britische Kolonialarmee besichtigt. Kurz gesagt, wir haben endlich unser Reisetempo deutlich verlangsamt und es uns zu viert an Bord sehr gemütlich gutgehen lassen.
Gerade am letzten Abend mit den beiden an Bord – und einem Hafenplatz in der Marina Rodney Bay ganz im Norden St. Lucias – wollten wir uns noch mal einen Restaurantbesuch leisten. Daraus wurde dann ein kreolisches-To-Go-Barbecue vom Foodtruck neben dem Hafen. Auch sehr lecker, aber anders als geplant. Uns haben hier zum ersten Mal auf der langen Reise die notwendigen Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus einen Plan verhagelt – und nicht nur etwas mehr Bürokratie aufgebürdet. Weil es zur damaligen Zeit recht viele Corona-Fälle auf St. Lucia gab, galt gerade an den Abenden des Wochenendes eine Ausgangssperre schon ab 18:00 Uhr abends, um Feiern am Strand etc. zu unterbinden. Aber natürlich machen dann die Restaurants für das Abendessen gar nicht erst auf. Uns war das egal. Das Barbecue war wirklich lecker und sogar noch warm, als wir am Schiff ankamen. Und der Abschiedsabend unter uns im Cockpit der Sea Pearl war umso schöner.
Danke Euch beiden für die gute gemeinsame Zeit an Bord und die tollen Erlebnisse.
Wie es für uns mit der nächsten Insel Martinique weitergeht, schreiben wir wieder hier in den kommenden Tagen. Entschuldigt bitte, dass wir aktuell nicht ganz so regelmäßig den Blog hier befüllen können und deshalb aktuell ca. 4 Wochen hinter der Realität liegen. Wir haben aber so viele tolle Erlebnisse in der Karibik, dass das Schreiben und vor allem Aussuchen und Hochladen der Bilder manchmal etwas nach hinten priorisiert werden muss. Lasst uns gerne einen Kommentar da, wenn euch der Blog gefällt oder ihr Tipps und Vorschläge für unsere Zeit, bis vermutlich Mitte Mai, in der Karibik habt. Und für die tagesaktuelle Reisebegleitung gibt es uns ja auf Instagram und – ebenfalls etwas zeitversetzt – in bewegten Bildern auf YouTube.