Bei uns reiht sich ein erstes Mal ans nächste. Nachdem wir in unserer zweiten Woche einige technische „erste Reparaturen“ und auch sonst einfach Neues beim dauerhaften Leben am Boot erfahren haben, sind wir inzwischen wieder eher zurück im „Cruising Modus“.
Die Inselwelt ganz im Süden Kroatiens, kurz vor Dubrovnik, und natürlich auch die Stadt selbst bieten uns alles, was wir brauchen für eine entspannte Zeit an Bord. Nach unserem Stopp an einer Boje des Restaurants Stermasi vor Mljet (siehe letzter Blog) steuern wir die sogenannten Elaphitischen Inseln an. Und finden mit der Insel Sipan ein echtes Highlight. Ein netter kleiner Inselhafen, mitten im Dorf, sympathische Bootsnachbarn (nochmal danke für die guten Gespräche an die Jessens) und ein total entspannter Insel-Flair. Wir erkunden spazierenderweise das Dorf und die Hafenbucht und finden dabei eine schicke kleine Strandbar, in die wir später nochmal für den Sundowner wiederkommen. Am nächsten Morgen wollen wir dann über die Insel zum Nachbarort joggen, dabei streikt aber Matthias‘ Knie und so machen wir eine gemütlichere Wanderung und entdecken dabei total viele Olivenplantagen und ganz allgemein eine überraschend landwirtschaftlich geprägte Insel. Am Tag drauf geht es dann für uns über einen Mittagessen-Bade-Stopp in der Bucht auf der Nordseite der Insel Lopud in die ACI Marina von Dubrovnik. Gleich abends besuchen wir mit dem Bus die beeindruckende Altstadt, gehen sehr lecker essen und treffen dann auf einen Gin Tonic unsere ersten virtuellen Bekannten der Reise, ein ähnlich junges Pärchen aus England, die auf ihrem Schiff Amari mit zwei Golden Retrievern die kommenden Jahre das Mittelmeer erkunden wollen.
Wir halten den Abend aber vergleichsweise kurz, weil wir uns am kommenden Morgen gleich schon um 7:00 Uhr einen Guide für einen Ausflug nach Bosnien und Herzegowina organisiert haben. Der Tipp für Slobodan Vulic kommt aus dem Hafenführer für Kroatien und Montenegro, den wir zur Orientierung und Auswahl von Buchten und Häfen nutzen, und ist Gold wert. An diesem ausgefüllten Tag zeigt er uns zuerst den einzigen Zugang zur Adria von Bosnien und Herzegowina (ab jetzt kürze ich das mit BiH wie am Autokennzeichen ab) in Neum, der gar kein Ergebnis der Jugoslawienkriege war, sondern so ähnlich schon im Mittelalter bestand. Damals als osmanischer Korridor, der Ragusa (heute Dubrovnik) vor Angriffen schützen sollte, die Stadt hatte sich diese Sicherheitsleistung damals erkauft. Weiter ging es zu den Kravica Wasserfällen, ähnlich beeindruckend, aber deutlich einsamer als die Krka-Wasserfälle in Kroatien. Nächstes Highlight war das Dorf Počitelj. Nachdem in BiH auch schon früher Bäume und damit Holz sehr rar war, wurden die Häuser nicht nur aus Stein gebaut, sondern auch mit Steinplatten gedeckt. Und dieses Dorf ist noch mehr oder minder so erhalten wie vor 300 Jahren. Es liegt malerisch über dem Fluss Neretva mit einer Moschee und zugehöriger Burg. Nach einem traditionellen Mokka sind wir dann weiter zum eigentlichen Ziel des Ausflugs, der Stadt Mostar mit der berühmten Brücke aus osmanisch/türkischer Zeit gefahren.
Mostar liegt an einer Engstelle, Schlucht wäre übertrieben, eben dieses Flusses Neretva, der viele Kilometer flussaufwärts und flussabwärts bis zum Delta bei Ploce in Kroatien nicht mehr so schmal ist. Aus diesem Grund war der dortige Übergang natürlich strategisch wichtig und in Mostar wurde die damals (und auch für lange Zeit danach) größte Ein-Bogen-Brücke nur aus Stein gebaut, damit auch Fuhrwerke und das Militär diesen Fluss schnell und einfach überqueren konnten.
Die strategische Relevanz dieser Stadt hat aber leider nicht nur zu dieser Glanzleistung aus Sicht eines Bauingenieurs geführt, sondern die Stadt war auch der Schauplatz eines der vielen Kämpfe im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995. Nach diesem Krieg war weitgehend die Stadt und alle Brücken über den Fluss zerstört. Auch heute noch, mehr als 25 Jahre nach Ende des Krieges, sind selbst in unmittelbarer Nähe zum wieder aufgebauten Zentrum rund um die Stari Most (eben diese berühmte Brücke) Ruinenfelder in der Größe von ganzen Blocks sichtbar. Trotzdem war der Besuch der Stadt schön zu erleben. In einer Stadt mit dieser Geschichte direkt im Zentrum wieder Einflüsse sowohl des Orients, als auch aller verschiedenen christlichen Gemeinschaften zu erleben, war den Ausflug wirklich wert! Ganz nebenbei waren wir zufällig am Tag des Halbfinales des Red-Bull Cliff Jumpings von eben dieser Brücke in Mostar, hatten also auch noch ein bisserl Aktion neben all der Kultur und Geschichte.
Zurück ging es über ein Weingut in Trebinje mit wirklich gutem Wein und eine Brotzeit im Sonnenuntergang. Wir haben so in einem ausgefüllten Tag das erste für uns neue Land der Reise erfahren dürfen. Anstrengend, aber voll von Eindrücken. Und genau dafür machen wir ja auch diese Reise.
Am kommenden morgen machen wir uns dann – wieder gemeinsam mit einem anderen Schiff mit Freunden und Bekannten drauf – auf in unser nächstes neues Land. Diesmal am Wasserweg – Montenegro. Davon erzählen wir euch hier in den kommenden Tagen.
Lieber Matthias und Luisa, danke für diesen absolut guten und lesenswerten Bericht über euch, eure Empfindungen und BH.
Lieber Matthias und Luisa, danke für diesen absolut guten und lesenswerten Bericht über euch, eure Empfindungen und BH.