Aus der Abgeschiedenheit von Dominica, auch weil die Einreise dort mit einigen Hürden verbunden ist, Segeln wir einen entspannten vier Stunden Törn zurück ins pulsierende Leben nach Frankreich. Schon in der Annäherung der Inselgruppe Îles Les Saintes im Süden von Guadeloupe bemerken wir richtig viele andere Segelboote am Wasser.
Die Inselgruppe Les Saintes besteht aus drei Hauptinseln: Terre-de-Haut, Terre-de-Bas und der Îlet à Cabrit. Zusammen mit einigen Felshaufen bilden die Inseln durch ihre stark gegliederte Küstenlinie ein wunderbares Mikrorevier, in dem wir uns sofort wohlfühlen. Das denken sich zwar auch viele viele andere, wir haben aber Glück und ergattern direkt vor dem Hauptort eine gut vor dem Ozean-Schwell geschützte Boje des Meeresschutzgebiets und das auch noch direkt neben unseren Segelfreunden von der Rantje (die wir aus Martinique schon mehrfach getroffen haben). Nach den super einfachen Einklarierungsformalitäten in Frankreich und einem kleinen Spaziergang durch den hübschen, aber auch extrem touristischen Ort, genießen wir einen Sundowner auf dem Buddy-Boat, der Rantje. Man merkt, dass Guadeloupe als Übersee-Département von Frankreich schon wieder vollen Zugang für Touristen bietet. Es liegen nicht nur die wenigen Langfahrtsegler vor den schönen Inseln, sondern auch ganzen Charterflotten. Und tagsüber bringen Fähren und Schnellboote Touristen von der großen Nachbarinsel herüber. Nur Kreuzfahrer sehen wir keine. Für die ist Guadeloupe zu dieser Zeit nämlich noch zu. So ist zwar alles ziemlich quirlig, aber die Stimmung und Szenerie trotzdem total schön. Man fühlt sich wie an der Mittelmeerküste Frankreichs zur besten Ferienzeit. Die kommenden Tage lassen wir uns hier treiben. Wir erkunden das Fort Napoléon, eine Festung mit tollem Blick über Dominica, die Les Saintes, Marie Galante (eine andere Nachbarinsel zu Guadeloupe) und natürlich Guadeloupe selbst mit dem höchsten Vulkan des Antillenbogens, dem Soufrière – ja, der Vulkan heißt wirklich mal wieder so. Weiter geht es gemeinsam mit der Rantje für nicht einmal drei Kilometer ins Bojenfeld vor der Îlet à Cabrit, der Ziegeninsel, wo wir uns den Sonnenuntergang vom Berggipfel über der Bucht, den Ruinen des Fort Josephine, passenderweise gegenüber von Fort Napoléon gelegen, anschauen. Anschließend veranstalten wir unser erstes Grillen am Strand in der Karibik und sind dank einem kleinen überdachten Picknick-Tisch sogar vor dem obligatorischen tropischen Schauer geschützt. Durch die kurzen Distanzen, die gute Zeit mit Bekannten und auch das viele Segler-Leben um uns herum, fühlen wir uns mal wieder noch ein Stückchen mehr angekommen in der Blauwasserwelt.
Und genauso entspannt – und im Gleichschritt mit der Rantje – geht es weiter. Früh schnorcheln wir noch in den Les Saintes am „Pain au Sucre“ und segeln dann bei tollem Wind zwischen den Inseln und unter Motor im Windschatten von Guadeloupe zu einem Tipp, den uns ein kanadisches Seglerpärchen gegeben hat. Nach Bouillante – und der Name ist in der Bucht Programm. Es mündet ein über vierzig grad heißer Fluss, der an Land sogar ein Hydrothermie-Kraftwerk speißt, direkt in die Bucht. Und dank einem flach abfallenden Kiesstrand kann man ein echtes Outdoor Spa genießen. Je nachdem wie warm man es mag, setzt oder stellt man sich mehr oder minder nach direkt an die Mündung des Flusses ins Wasser. Und die Strömung simuliert ganz genau die Druckwasserstrahlen in einem Jacuzzi. Ein cooles Erlebnis. Und umso besser, dass die einschlägigen Revierführer für Segler die Bucht fast ganz unterschlagen. Wir sind deshalb die zwei einzigen Segelboote über Nacht. Die Nicht-Beachtung dieser Bucht liegt vielleicht vor allem am berühmten Nachbarn. Ca. zwei Seemeilen nördlich liegen die Îlets Pigeon, zwei Inseln, um die der berühmte Meeresforscher Jacques Cousteau schon in den Siebziger Jahren eine außergewöhnlich reiche Artenvielfalt bei Tauchgängen festgestellt hat und die schon sehr lange unter striktem Schutz stehen und inzwischen sogar als Unseco Weltnaturerbe gezählt werden. Selbstverständlich zieht das Touristen mehr an, als ein heißer Fluss und so sind die Ankerbuchten an der Küste Guadeloupes gegenüber der Mini-Inseln entsprechend stark frequentiert. Wir lassen die beiden Schiffe in Bouillante und fahren mit dem Beiboot zum Schnorcheln. Und ja. Es lohnt sich wirklich. Wir haben zwar schon schönere Korallengärten gesehen (zum Beispiel in den Tobago Cays), aber das liegt wohl auch daran, dass die größten Korallen rund um die Insel erst in Tiefen größer als sieben Metern zu finden sind. Und die nehmen wir als Schnorchler dann leider nicht mehr richtig wahr. Aber die Fische schwimmen ja Gottseidank auch mal etwas höher und damit in unser Blickfeld. Noch nie haben wir so viele verschiedene und vor allem so große und damit vermutlich alte Tiere gesehen. Wir lassen uns viel Zeit, bis wir vor „Kälte“ nicht mehr können, und genießen dieses Highlight. Es ist schon krass zu sehen, wie nah an der intensiv genutzten Küste von Guadeloupe richtig strenge Schutzmaßnahmen so ein Refugium für die Artenvielfalt schaffen können.
Weiter geht es die Westküste von Guadeloupe entlang nach Norden nach Deshaies. Das ist der letzte Ort an Guadeloupes Westküste und damit für uns ein idealer Absprungpunkt Richtung der nächsten Insel Antigua. Aber der Ort – und vor allem auch die wie gemalt wirkende Ankerbucht sind einen Stopp wert. Wir bekommen unsere Corona-Tests für die Einreise nach Antigua ganz unkompliziert organisiert, genießen die entspannte Atmosphäre und verabschieden uns vorerst von den Rantjes bei einem Abendessen in einer coolen Strandbar mit asiatischem Essen und leckerem französischem Wein. Guadeloupe hat uns wirklich sehr gefallen und das, obwohl wir die Hauptstadt (Pointe-à-Pitre), die Lagunen im Norden und die Inseln Gosier und Marie Galante gar nicht besucht haben. Es lohnt sich hier, vielleicht für eine ganze Woche nur auf dieser Insel später in einem Charterurlaub nochmal wieder zu kommen. Wir wollen aber weiter nach Norden, damit wir auch auf den anderen Inseln noch genug Zeit zum Erkunden haben, bevor es dann im März mal für drei Wochen auf Heimaturlaub geht (mit dem Blog sind wir aktuell ca. fünf Wochen im Zeitverzug zur Realität).
Von unserer Zeit auf Antigua mit Kitesurfen, Schwimmen mit Rochen und viel Geschichte erzählen wir wieder hier in den kommenden Tagen. Und für die tagesaktuellen Infos der Reise, schaut doch gerne mal auf Instagram vorbei. Außerdem gibt es das ganze auch in bewegten Bildern auf YouTube. Danke für eure virtuelle Begleitung.