Nachdem uns Eva und Rike früh am Morgen in Richtung des Flughafens von Olbia verlassen hatten, haben wir noch das WLAN in der Marina genutzt, um einige Mails zu bearbeiten, ein neues Video auf YouTube hochzuladen und das Schiff wieder auf Vordermann gebracht.
Weil der eigentlich angekündigte Mistral dann doch ausgeblieben ist, und wir stattdessen leichten Ostwind für die kommenden drei Tage erwarten konnten, stand einer etwas geruhsameren Erkundung von Sardiniens Nordosten mit der berühmten Costa Smeralda und dem La Maddalena Archipel nichts mehr im Weg.
Oder doch – die lange und enge Fahrrinne raus aus Olbia. Wir wurde gleich von zwei der Fähren nach Livorno in der engen Rinne überholt. Ein komisches Gefühl, wenn weniger als 100m neben unserer Sea Pearl zuerst nur ein Bug auf Höhe unserer Mastspitze und dann nur noch eine Wand aus Stahl zu sehen ist. Wir haben uns deshalb ganz am Rand des Fahrwassers gehalten, konnten nicht nur mit den Augen, sondern auch am Bildschirm im Kollisionswarnsystem AIS verfolgen, dass die großen Pötte uns eben zwar sehr nahe kommen aber nicht gefährlich werden, und so war die Ausfahrt aus Olbia dann zwar aufregend, aber eigentlich doch nur ein Stück unter Motor zwischen nahen Ufern und großen Schiffen. Anschließend ging es unter Segel und teilweise Motor mangels Wind nach Norden entlang der Costa Smeralda. Heftig zu sehen, wie sich an diesem Küstenabschnitt ein Teil des globalen Reichtums ballt. Wir haben so viele Megayachten wie vorher vielleicht nur in den Häfen Montenegros oder vor Cavtat in Kroatien gesehen, darunter auch die Dilbar, die fünftgrößte Motoryacht der Welt und einige wirklich schöne Segelyachten deutlich jenseits der 30 Meter Länge. Unter anderem die Panthalassa, die uns seit unserem Ankerstopp auf der Isola Tavolara noch zwei weitere Male begegnen wird. Ein hübsches Segelschiff von der Luxuswerft Perini Navi, die man für „nur“ 200.000 €/Woche chartern kann – was für gigantische Schiffe.
Aber wo sich so ein Klientel tummelt, ist es halt auch meist besonders schön. Pünktlich zu unserem „Abbiegen“ in das Innere Fahrwasser im Inselgewirr von La Maddalena kam genau die richtige Dosis Wind auf, sodass wir unter Segeln in gemütlichem Sightseeing-Tempo durch diese wunderbare Inselwelt gezogen wurden. Wir können gut verstehen, warum in den Revierführern eine ganze Woche nur für diesen Inselgarten angeregt wird. Es gibt eine fast schon unüberschaubare Vielzahl an Ankerplätzen, einen Hafen vor dem Hauptort und das alles mit rötlichen Granitfelsen und Wasser von hell-türkis bis ultramarin. Echt schön! Für die Nacht entscheiden wir uns für einen Ankerplatz, der zwischen den Inseln Budelli, Razzoli und Santa Maria liegt. Strenggenommen ist das gar keine Bucht, aber die drei Inseln liegen so nah beeinander und dazwischen ist es deshalb auch so flach, dass man perfekt geschützt ankern kann. Trotz mehr als 15 anderen Schiffen an diesem Platz, finden wir für uns einen tollen Fleck, ankern, genießen die Abendstimmung uns freuen uns über die Schönheit des Augenblicks.
Am kommenden Morgen weht dann wie angesagt ein guter Nordostwind, wir sind aber erstmal geflasht von den Farben rund um unseren Ankerplatz. Am Abend vorher war das Licht schon recht flach und wir haben deshalb den Platz ganz anders wahrgenommen. Also ab ins Wasser zum Schwimmen ums Schiff und gleich danach die Drohne fliegen lassen, um die Szenerie für uns und euch im Bild festzuhalten.
Mit dem guten Wind von schräg hinten lassen wir uns dann auf die französische Seite der Meerenge von Bonifácio pusten, zur île Lavezzi. Irgendwie wussten wir zwar, dass es da auch schön sein soll, aber wow. Für uns bisher der beeindruckendste Ankerplatz der Reise. Absolut klares, türkises Wasser vor einem Sandstrand, rosa-graue, ganz rundgewaschene Granitfelsen und eine Bucht, die perfekt vor den Wellen geschützt ist – wunderbar. Wir dehnen also den geplanten kurzen Mittagsstopp etwas aus. Wieder heißt es schwimmen ums Boot, die Drohne fliegt einmal mehr und wir lassen einfach die Seele etwas baumeln. Einziges Manko der Schönheit ist, wie wohl so oft, dass das viele viele andere Boote auch wissen und Heerscharen von Landtouristen mit Ausflugsbooten angekarrt werden. Aber bei so einem schönen Spot gehört das halt einfach auch dazu.
Weiter geht es – immer noch mit dem gleichen super Schiebewind – entlang der weißen Kalksteinklippen von Korsikas Südküste in den geschichtsträchtigen und aufgrund seiner einmaligen Lage auch wirklich beeindruckenden Hafen von Bonifácio. Schon das Einlaufen in diesen „Tunnel“ zwischen den Klippen ist ein Erlebnis für sich. Drinnen tummeln sich dann Yachten und Boote jeder Größe und sogar normale Fähren legen an. Kurz: Es geht trubelig zu und gibt viel zu sehen. So viel, dass man im ersten Augenblick das majestätisch über dem Hafen thronende Kastell bald übersehen könnte. Dank einer Vorreservierung bekommen wir einen Logenplatz mit der Sea Pearl mittendrin.
Wir nutzen die Vorteile einer französischen Stadt und des Hafens, gehen Lebensmittel einkaufen, die Sea Pearl bekommt als zweites Beiboot ein SUP im gut sortierten Surf-Shop und nach einer Dusche für uns gehen wir erst die Altstadt erkunden. Anschließend trinken wir mit tollem Blick auf den Hafen einen Aperitif mit dem berühmten korsischen Schinken dazu und essen dann lecker am Hafen im Restaurant ‚Da Passano‘. Da stoßen wir auch das nächste Land unserer Reise an – Frankreich – jetzt haben wir in sechs Wochen wirklich schon sechs Länder bereisen dürfen.
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Im nächsten Blogeintrag nehmen wir euch dann mit zur Vorbereitung und bisher längsten Passage der Reise – und auch wieder in ein neues Land – von Sardinien auf die Balearen.
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