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Südspanien im Cruiser Modus

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Nach einer weiteren Nachtfahrt von Espalmador bei Ibiza (siehe auch unser letzter Blogeintrag) legen wir zum ersten Mal am Festland in Cartagena an. Wir planen den Stopp von vornherein mit zwei Übernachtungen, weil die Ausläufer eines Sturmtiefs am Atlantik beziehungsweise der Biskaya bis zu uns ins Mittelmeer reichen werden und ziemlich ungemütliches Wetter bringen sollen.

Anfahrt auf Cartagena

Cartagena eignet sich dafür perfekt. Der Hafen wird schon seit den namensgebenden Karthagern intensiv genutzt und ist entsprechend sicher. Wir liegen in einem von zwei Becken für Sportboote und Yachten, dem Yacht Port Cartagena. Weil sich der Hafen so anbietet, das schlechte Wetter auszusitzen, aber auch – was wir damals noch gar nicht wissen – weil Cartagena so eine schöne Stadt ist, sind im Hafen viele andere Langfahrtsegler festgemacht. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl nicht mehr als „lange Charterer“ gesehen und behandelt zu werden. Es wird selbstverständlich, dass man sich von Schiff zu Schiff grüßt und nach dem Woher-Wohin fragt. Und eigentlich alle haben Pläne, die deutlich über den anstehenden Herbst hinausgehen. Die Einen machen sich mehr oder minder im gleichen Zeitfenster, wie wir das planen, auf über den Atlantik in Richtung Karibik, Andere sind am Weg auf die Balearen oder nach Griechenland zum Überwintern und doch viele bleiben über den Winter gleich ganz in Cartagena.

Die schöne Stadt Cartagena
Die schöne Stadt Cartagena
Die schöne Stadt Cartagena
Frühstück in Cartagena
Wir erkunden Cartagena bei Nacht

Gleich nach unserer Ankunft nutzen wir die Vorteile einer so lebenswerten Stadt und gehen vorgezogen zu Luisas Geburtstag richtig gut essen. Am kommenden Tag steht die Finalisierung eines Blogs an, Luisa schneidet Video, und wir vertäuen die Sea Pearl noch besser für den anstehenden Sturm. Bei einem kleinen Ausflug für ein spätes Mittagessen erleben wir zum ersten Mal die Stadt auch bei Tageslicht – wirklich schön! Wir lernen außerdem Tatjana und Thomas von der SY Wal kennen. Das ist der erste persönliche Kontakt zu Mitgliedern einer deutschsprachigen WhatsApp-Gruppe von Losseglern/Langfahrern, die in 2021 gestartet sind. Für uns fühlt es sich auch deshalb seit Cartagena an, als ob wir jetzt zu all den anderen Blauwasserseglern dazugehören. Kleiner Exkurs:  Blauwassersegler deshalb, weil in den Heimatgewässern der allermeisten Langfahrern an Nord-/Ostsee bzw. den Atlantikküsten von Frankreich und England das Wasser eben meist nicht tiefblau ist – dort wo man typischerweise rumfährt auf so einer langen Reise, nämlich in den Tropen und Subtropen aber eben schon. Deshalb ist der Begriff Blauwassersegler etabliert als Zusammenfassung derer, die eine Reise wie wir mit der Sea Pearl planen.

Das ehemalige Grandhotel in Cartagena
Leckere Tapas mit Fisch
Wir beim Tapasessen
noch mehr leckere Tapas
Churros mit Schokolade dürfen natürlich nicht fehlen
Die Promenade am Hafen in Cartagena Nachts
Wir am Hauptplatz von Cartagena
Der Uhrenturm am Hauptplatz von Cartagena

Wir lassen uns gemeinsam mit der Crew der SY Wal abends durch die Altstadt treiben, essen Churros mit Schokolade (Luisa ist sehr glücklich) und Abends wirklich leckere Tapas. Uns alle zieht es aber schon früh wieder zurück in den Hafen und auf die jeweiligen Schiffe, um eben in dem starken Wind nach dem Rechten zu sehen. Trotz etwas Geheule im Rigg schlafen wir gut und können den nächsten Tag – dem Anlass gebührend – feiern. Luisa hat Geburtstag. Nach einem Kaffee am Schiff kommt pünktlich – und persönlich vom Marinamitarbeiter am Schiff abgeliefert – ein Paket von ihrer Familie von daheim an. Eine Girlande mit guten Wünschen zum Boot schmücken, kleine Leckereien für einen guten Tag an Bord und Karten mit den Geburtstagsgrüßen. Vor lauter Überraschung und Freude bleiben ein paar Tränen der Rührung nicht aus… Wir gehen dann typisch spanisch frühstücken, nehmen uns Zeit für die Sehenswürdigkeiten (leider wegen COVID quasi alle innen geschlossen) der Stadt und erkunden ein wenig die uralte Geschichte bis weit vor den Römern. Weil es uns so gut gefällt, entscheiden wir dann auch, lieber den kommenden Stopp auszulassen und eine Nacht durchzufahren, dafür hier noch einen Tag dranzuhängen. So können wir all unsere Wäsche und das Bettzeug einmal in den guten Waschmaschinen und Trocknern der Marina durchwaschen und Matthias bekommt ganz spontan von einem Handwerker, der eigentlich auf einem anderen Boot ist, genau das richtige Ersatzteil, ein Werkzeug geliehen und Tipps zum Einbau, damit wir zu zweit unsere leckende Warmwasserleitung reparieren können. Abends runden wir den Geburtstag mit leckeren Fisch-Tapas ab.

Das Geburtstagskind mit dem Paket aus der Heimat
…und ausgepackt
Sightseeing in Cartagena – Das Amphitheater
Sightseeing in Cartagena
Sightseeing in Cartagena
Unser Warmwasser funktioniert wieder ohne Leck

Der nächste Stopp ist dann vor allem ein praktischer. Wir fahren nach Almerimar. Das ist ein eigentlich unbedeutendes Retorten-Dorf inmitten von riesigen Gemüse- und Obst-Plantagen unter Folie. Teil dieser Retorte ist eine riesige Marina, die den Ruf hat, wirklich gute angeschlossene Werften, gut sortierte Schiffsausrüster und Lebensmittelgeschäfte zu haben. Wie so viele andere wollen wir den Hafen deshalb dazu nutzen, notwendige Ersatzteile oder einfach Ergänzungen für die Sea Pearl zu kaufen und haben einen Termin in der Werft vereinbart, um unser Rigg (also alles, was oben auf der Sea Pearl steht, der Mast und Baum sowie alle Drahtseile und normale Leinen, die das stützen/bedienen) überprüfen zu lassen. Wir treffen außerdem Jörg, den Skipper, mit dem Matthias und sein Papa 2018 schonmal über den Atlantik gefahren sind. Von ihm bekommen wir Tipps für die nächsten beiden Stopps in Marbella (an dem wir ohne dieses Gespräch vorbei gefahren wären) und Gibraltar. Matthias revanchiert sich dann, indem er ihm, nach unserem eigenen Werftaufenthalt, beim Streichen seines Unterwasserschiffes mit Antifouling und der Neuverkabelung seines Radars hilft. Wie wir in Cartagena das Gefühl, zur Gruppe der Langfahrtsegler zu gehören, hatten, haben wir nach der Zeit in Almerimar das Gefühl, dass die Sea Pearl jetzt wirklich bereit für den Atlantik und damit richtig lange Strecken ist.

Toller Wind zum Start der Passage
Riggcheck auf der Werft in Almerimar
Alles ok mit unserem Rigg !
Einkaufen in Almerimar
Einkaufen in Almerimar

Nach dem vielen Strecke machen und Erledigungen bzw. Planungen steht jetzt für drei Tage wieder Erleben und Sightseeing an. Es geht (zwar wieder über Nacht, aber sehr entspannt) mit der mehrstündigen Begleitung von einigen Delfinen nach Marbella. Die Stadt wirkt vom Meer aus wenig einladend. Hotelhochhäuser reihen sich vor besonnenschirmten Stränden aneinander. Jörg hat uns den Tipp nicht umsonst gegeben. Der Hafen ist preiswert und praktisch – wir bekommen sogar unsere Gasflaschen gefüllt – und die Altstadt ganz im andalusischen Stil, gleich hinter der Reihe aus Hotelburgen, wirklich sehenswert. Wir schlendern mit vielen anderen Touristen durch die Gassen, lassen uns treiben und sind froh, schon so weit gekommen zu sein.

Abendessen mit den leckeren Muscheln aus Almerimar an Bord
Viel ruhiger wirds am Meer nicht mehr am Weg nach Marbella
Morgenstimmung auf der Nachtfahrt nach Marbella
Morgenroutine an Bord – Kurs checken
Marbellas Promenade
Marbella gefällt uns
Marbella gefällt uns
Marbella gefällt uns

Am kommenden Tag steht nämlich nur noch ein vergleichsweise kurzer Hüpfer an – und wir runden Europa Point, die Südspitze von Gibraltar, unter Segeln. Damit haben wir den ersten großen Meilenstein unserer Reise erreicht. Wir sind zu zweit – mit 8 Freunden zeitweise an Bord – von Pula in Kroatien bis ans westliche Ende des Mittelmeers gekommen. Auf dem Weg haben wir viel erlebt. 7 Länder, 8 Passagen über Nacht, seltsames aber auch schönes Wetter und immer wahnsinnig gutes Essen. Gerade auch in den touristischen Ecken Kroatiens, Italiens und den Balearen aber ganz schön teure Lebenshaltungskosten, dafür eine für Yachten wirklich angenehme Infrastruktur. Wir sind dankbar für die gute und komplikationslose Zeit an Bord und mit unserer Sea Pearl.

Schnelles aber entspanntes Segeln am Weg nach Gibraltar
Wir runden Europa Point, die Südspitze von Gibraltar) unter Segeln
Wir runden Europa Point, die Südspitze von Gibraltar) unter Segeln
Wir auf dem Affenfelsen

Von unseren Eindrücken aus Gibraltar und dann der ersten echten Ozeanpassage nach Madeira berichten wir wieder hier auf unserem Blog in den kommenden Tagen. Bis dahin, bleibt gesund, passt auf euch auf und erzählt doch gerne euren Freunden oder Bekannten von unseren Kanälen (Blog, YouTube, Instagram) wenn es euch gefällt. In jedem Fall freuen wir uns über eure Kommentare und/oder Kontaktaufnahme. Und für den Fall, dass ihr uns den nächsten Sundowner spendieren wollt, gibt es uns jetzt auch auf Patreon: www.patreon.de/seapearl

2 Gedanken zu „Südspanien im Cruiser Modus“

  1. Grüßt euch ihr beiden
    Wir sind Bärbel und Michael und mit einem Katamaran unterwegs.
    Morgen werden wir Marbella erreichen.
    Auf eurer Karte haben wir gesehen dass ihr über Madeira zu den Kanaren unterwegs seid.
    Da wir die gleiche Route vorhaben, interessiert es uns wie lange ihr gebraucht habt und wie die Überfahrt nach Funchal war.
    Wenn wir die Daten in euren Blogs ansehen, seid ihr extrem schnell unterwegs. Am 16. Oktober in Cartagena und jetzt schon fast auf den Kanaren. 😉😉😉
    Könnt ihr den Geheimtipp zum Liegeplatz in Marbella uns mitteilen?
    Wir wünschen euch eine gute Ankunft auf den Kanaren, vielleicht treffen wir uns dort auf ein Bier. Ganz liebe Grüße Bärbel und Michael

    1. Hallo Bärbel, Hallo Michael,

      schön dass ihr uns hier virtuell folgt! Ich habe heute eine Mail mit den Antworten geschrieben – meldet euch, falls die nicht angekommen ist.

      Liebe Grüße
      Matthias

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