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Angekommen im Paradies

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Wie ihr in unserem letzten Blogeintrag über die Atlantiküberquerung lesen konntet, haben wir uns Bequia, die nördlichste Insel der Grenadinen, als Ankunftshafen ausgesucht. Weil unsere Passage ja so erfreulich unfallfrei und extrem konstant vom Wind her war, waren wir fünf an Bord halbwegs ausgeruht und haben es geschafft direkt in den Urlaubs- und Chill-Modus zu schalten.

Die Hafenbucht von Port Elizabeth auf Bequia – ein toller Platz zum Ankommen
Der Morgenkaffe mit den Beinen im warmen, türkisen Wasser
Das erste Carib vor ziemlich schöner Kulisse
Und zur Belohnung für die Überfahrt ein Rum-Punch in der Frangipani-Bar
Karibische Sonnenuntergänge sind schon irgendwie besonders schön
Tolles Segeln im Passat zwischen den Inseln

Und die Grenadinen, also der südliche Teil des Staates St. Vincent and the Grenadines und der nördliche Teil des Staates Grenada, sind dafür wie gemacht. Nach den langen Schlägen zwischen den Inseln auf den Kanaren und teilweise auf den Kapverden oft mit viel Ozeanwelle ist das Revier, das jetzt vor uns liegt, wie ein Spielplatz für Segler. Kurze Distanzen zwischen den Inseln, meist drei oder noch mehr alternative Ankerbuchten oder Häfen je Insel und oft Segeln in der Wellenabdeckung. Dazu ein vorhersagbarer und stetiger Passatwind immer aus mehr oder minder der gleichen Richtung und warmes Wasser mit mehr als 25 Grad. Solange mein Papa noch mit an Bord war (der als Erster unserer Überquerungscrew wieder heimgeflogen ist), wollten wir gemeinsam diesen Spielplatz erkunden. Wir haben uns deshalb vorgenommen von Bequia aus einen Bogen nach Süden bis Grenada zu schlagen und dabei möglichst viel dieses Inselgartens zu sehen. Und wir wurden wirklich verwöhnt. Bevor ich jetzt hier den immer annähernd gleichen Tagesablauf chronologisch beschreibe, versuche ich es mit einem Schema. Die Bilder sprechen für sich, denke ich.

Wir auf einer Palme in der Salt Wistle Bay auf Mayreau
Eis in perfekter Kulisse auf Mystique
Strandszene auf Mystique
Barszene auf Union Island
Uns geht es gut….
Rumalbern auf Happy Island
Tolle Sonnenuntergänge erleben wir in der Karibik

Wir stehen in dieser Zeit sehr früh auf, weil wir dank der schleichenden Zeitanpassung unseres Körpers und des Wachrhythmus während unserer Atlantiküberquerung alle meist schon zum Sonnenaufgang wach, aber dafür entsprechend früh müde sind. Dann gibt es gemeinsames Frühstück und nach einer Schwimmrunde ums Boot machen wir uns unter Segeln auf zur nächsten Bucht. Dort angekommen wird das Beiboot klar gemacht und die neue Umgebung über oder unter Wasser erkundet, bevor es in einer Strandbar oder an Bord gemeinsames Abendessen gibt. Aber in was für einer Umgebung…

Aus der Reihe tanzt dabei nur der Tag als wir mit einem Guide die Insel Grenada auf dem Landweg erkunden und wenn wir Formalitäten wegen eines Länderwechsels erledigen müssen. Zu den Formalitäten hier in der Karibik:

Leider ist der Länderwechsel nicht so einfach wie in Europa. Nachdem fast jede größere Insel ein eigener Staat ist, müssen wir entsprechend aus- und einklarieren. Als Segler steht also direkt bei der Ankunft der Weg zu Zoll, Hafenmeister und Polizei (Immigration, so etwas wie die Grenzpolizei) an. Vor der Abfahrt in ein neues Land dann die gleichen Behörden, nur umgekehrt. Das erfordert aber neben etwas Zeit und einer Planung anhand der Öffnungszeiten und Zielbuchten eigentlich nur die Schiffspapiere und Pässe sowie etwas Geld für die mal, mehr mal weniger hohen Gebühren. Jetzt in Zeiten von Corona brauchen wir aber noch die Erlaubnis überhaupt einreisen zu dürfen. Die holt man sich typischerweise mittels einer online-Voranmeldung. Um in den weniger entwickelten Gesundheitssystemen als bei uns daheim eine Überlastung durch eingeschleppte Erreger durch uns Touristen zu vermeiden, fordern eigentlich alle Karibikstaaten zusätzlich zur vollständigen Impfung einen PCR-Test vor der Einreise. Also so etwas wie 2G+, außer, dass die Booster-Impfungen hier nicht als „+“ anerkannt werden. Es ist deshalb ein regelrechter Sport, sich halbwegs bezahlbar und vor allem zum richtigen Zeitpunkt einen PCR-Test zu organisieren. Entweder ist das Schiff noch nicht in dem Ort, wo der Test gemacht wird, die Öffnungszeiten passen nicht zu unseren Segelplänen oder die Ergebnisse kommen nicht rechtzeitig, bevor wir die irgendwo hochladen oder vorzeigen müssen. Auch dank der Hilfe einige sehr bemühter Krankenschwestern und Ärzten gelingt es uns aber immer und wir können, wenn auch mit mehr Aufwand, unsere Reisepläne so umsetzen, als ob kein Corona existieren würde. Es ist wirklich ein Privileg in den aktuellen Zeiten diese paradiesischen Inseln so sorgenfrei erkunden zu können.

Unser Ausflug auf Grenada tanzt auch deshalb aus der Reihe, weil wir die Insel nicht mit dem Boot, sondern per Minibus und Guide erkunden. Wir lassen dafür die Sea Pearl in der Marina Port Louis in St. George, der Hauptstadt auf der Insel und im Staat Grenada. Zum ersten Mal seit Mindelo auf den Kapverden liegen wir wieder an einem Steg. Und weil Heiligabend ist, bekommt die Sea Pearl eine lange nötige Süßwasser-Dusche (die Crew auch), wir füllen den Brauchwassertank wieder auf und laden die Batterien mit Landstrom voll. Und die Crew erkundet gemeinsam die Gewürzinsel. Auf Grenada wächst so ziemlich alles, was wir Europäer uns als exotisch vorstellen. Muskat (sogar ein Symbol in der Landesflagge), Zimt, Kakao, Kaffee und jede andere erdenkliche tropische Frucht. Wir besichtigen auf der Insel nicht nur historische Stätten wie das Fort George, eine wesentliche Befestigung der Briten in Kolonialzeiten, sondern auch den sogenannten Caribs-Leap, eine Klippe oberhalb des Meeres, an der sich die letzten, der Kolonialisierung widersetzenden, Kariben lieber in den Tod gestürzt haben, als den ersten Kolonialisten dieser Insel, den Franzosen, zu ergeben. Und wie gemacht, dass die Inselrundfahrt nicht zu “schwer” wird, besuchen wir zwischendrin einen wunderbaren kleinen Wasserfall im Dschungel, probieren Schokolade in einer lokalen Schokoladenfabrik (sehr lecker, aber so ganz mit Storath in Bamberg kann sie nicht mithalten) und besichtigen eine wunderbar erhaltene alte Plantage inklusive der zugehörigen “Herrenhäuser” aus Kolonialzeiten.

Unser Heiligabend verläuft also so ganz anders, als wir das in Deutschland geplant hätten, aber wir sind ja auch auf dieser Reise unterwegs, um neue Dinge und Länder zu erleben. Zum Abendessen haben wir fünf uns dann einen Tisch in einem schicken Restaurant direkt am Strand reserviert. Der Sonnenuntergang wird zwar von einer Regenwolke verdeckt, wir lassen uns aber auch so bei gutem kreolisch-italienischem Essen verwöhnen. Nachdem ja zumindest von mir ein Teil der Familie mit dabei ist, kommt doch tatsächlich bei tropischen Temperaturen Weihnachtsstimmung auf. Sicher auch, weil jeder noch eine Kleinigkeit in die Tasche und den Rucksack geschmuggelt hat und wir in der Bar des Restaurants für uns Bescherung machen können.

Das Weihnachtsbild mit Palmenhintergrund (leider etwas unscharf)

Unsere Weihnachtsfeiertage und die Zeit bis zum Heimflug meines Vaters kurz vor Sylvester verbringen wir dann wieder am “Rückweg” Richtung Norden in den Grenadinen. Die Inseln haben – zumindest für Segler – so klingende Namen wie Carriacou, Union Island, Tobago Cays, Mayreau oder Mustique. Jede bietet zwar ein eigenes Flair, aber immer gibt es weißen Sandstrand, Wasser in allen Türkis-Tönen, Palmen und einen kalten Rumpunsch, wenn man mag.

Die Sea Pearl vor einer Traumkulisse in den Tobago Cays
Dänische Weihnachts-Deko am etwas anderen Baum
Die Sea Pearl vor einer Traumkulisse in den Tobago Cays

Für uns beide sind die Höhepunkte dieser Karibik-Klischees die kleine Postkarten-Insel Sandy-Island vor Carriacou in Grenada und die Tobago Cays im Horseshoe-Riff mit blidhübachen Fotomotiven, einer überbordenden Unterwasserwelt und einem Lobster-Barbecue am Strand zum Sonnenuntergang.

Klischee-Karibik auf Sandy Island
Klischee-Karibik auf Sandy Island
Klischee-Karibik auf Sandy Island
Klischee-Karibik auf Sandy Island
Klischee-Karibik auf Sandy Island

Wir freuen uns, dass ihr uns hier auf diesem Blog begleitet. Wenn ihr tagesaktuelle Eindrücke unseres Abenteuers haben wollt, schaut doch gerne auch mal auf unserem Instagram-Account vorbei. Und für die Reise in bewegten Bildern, dann aber mit ein wenige Zeitverzug gibt es uns auf YouTube.

Wenn ihr Tipps für die Karibik und unseren Weg den Antillenbogen entlang nach Norden habt, gerne her damit. Gleiches gilt natürlich auch für eure Kommentare zu den Artikeln oder den Verbesserungswünschen. Danke auch an dieser Stelle an die, die davon schon Gebrauch gemacht haben.

4 Gedanken zu „Angekommen im Paradies“

  1. Hallo ihr Lieben, wie immer traumhaft schöne Fotos und interessante Erklärungen. Für mich ist euer Blog eine wundervolle Möglichkeit an eurer Tour an die schönsten Plätze unserer Welt teilhaben zu können.
    Liebe Grüße
    Mama

  2. Hallo ihr Lieben, wie immer traumhaft schöne Fotos und interessante Erklärungen. Für mich ist euer Blog eine wundervolle Möglichkeit an eurer Tour an die schönsten Plätze unserer Welt teilhaben zu können.
    Liebe Grüße
    Mama

  3. Lieber Matthias,
    Alles Gute zu Deinem Geburtstag wünscht Dir Klara, Albert, Hannes und die ganze Familie Grassl
    Liebe Grüße auch an Luise, bleibt gesund. Herzlichen Dank für die wunderschönen Bilder, so nehmen wir auch an Eurer Reise teil. Wir wünschen Euch viele schöne Momente, traumhafte Segelerlebnisse, die durch Euer ganzes Leben leuchten.

    1. Hallo Klara,
      Hallo liebe Familie Grassl,

      vielen Dank für eure Geburtstagswünsche auf diesem Wege.
      Ich/wir haben uns sehr gefreut, dass ihr an mich an diesem Tag gedacht habt.

      Liebe Grüße von der Sea Pearl aus den Bahamas
      Luisa und Matthias

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